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bis 1608 erbaut, hat in dieser Gegend als erster Kirchenbau zu gelten, der dem pro-
testantischen Gottesdienst in ausgesprochener Form Rechnung trägt. 1583 bis 1587,
kurz vor der Erbauung des Schiffes, war anstelle des lutherischen das reformierte
Bekenntnis eingeführt worden, das noch mehr als jenes eine neue Form forderte.
Die Kanzel steht in der Mittelachse des Schiffes hinter und über dem Altar.
Um diese Betonung der Kanzel, die dem Wesen des protestantischen Kirchenbaues
jener Zeit entsprach, unter Beibehaltung des mittelalterlichen Turmes möglich
zu machen, hatte man die Achse des neuen Schiffes verschoben, so daß die Kanzel
an der Östwand seitlich von der Turmöffnung Platz finden konnte. Ähnlich später
in Hochweisel und in Ostheim.
Emporen an den drei übrigen Seiten auf toskanischen Steinsäulen, 1874
anstelle älterer Emporen gebaut. Diese älteren Emporen müssen die gleiche An-
ordnung gehabt haben, doch wird die südliche nicht bis zur Turmwand durch-
gelaufen sein. Sie ruhten auf sechs steinernen Säulen: die Säulen hatten Posta-
mente,ihrSchaftwar
im unteren Drittel
mit Beschlagwerk
verziert. Sie waren
„1615 Schuh lang“.
Über den Emporen
standen sieben höl-
zerne Säulen „aufdie
steinernen Säulen 16
Schuh lang‘ (1603
bestellt).
Auch die gegen-
wärligen steinernen
Emporenstützen von
1874 setzen sich oben
in Holzstützen fort,
die zwei von den drei
Deckenunterzügen
tragen. Der mittlere
Unterzug wird von
Hängewerken ge-
halten.
Die Decke ist mit
geometrischerStuck-
teilung versehen.
Abb. 109.
Kirche von Südosten.
Aufn. Fritzel.