Hungen. Inheiden 167
Obergasse 27/29: Verputztes Fachwerkhaus, dreigeschossig. Die beiden unte-
ren Geschosse zusammengefaßt.
Obergasse 12: Fachwerkhaus, zweigeschossig. Giebel beschiefert. Erdgeschoß
an der Straße verputzt. Erker im Obergeschoß weit ausladend auf drei geschnitzten
Bügen, mit geschweiftem Satteldach gedeckt. Auch die Eckpfosten mit Flach-
schnitzerei bedeckt. Hauseingang am Hof zwischen zwei stark beschädigten
Pilastern. Darüber zwei Wappen: links Rabe mit Kleeblatt, rechts Kleeblatt.
Eine Mauer schließt den Hof gegen die Straße ab, in ihr ein Rundbogentor und
eine im Stichbogen geschlossene Pforte. Über dem Tor die Jahreszahl 1623.
Zwischen 16 und 23 Allianzwappen: links Rabe mit Nagel, rechts Herz mit
3 Eicheln besteckt. Über der kleinen Pforte in der Mitte die Zahl 1589, links davon
Wappen: Rabe mit Nagel im Schnabel, rechts Wappen: Halbmond mit Gesicht.
Die Pforte hat an den Gewänden halbkreisförmige Sitzplätze. Abb. 131 bis 159.
Obergasse 39: Zur Löwengrube. Dreigeschossiges Fachwerkhaus.
INHEIDEN
Filialdorf s. Hungen.
In der Gewann „Auf der Mauer‘ östlich vom Dorf und von der Bahn Gießen —
Gelnhausen liegen über dem Horloff-Ried die Trümmer des Römerkastells Inheiden
(S. der Obergerman.-Rat. Limes B 11 17 — Lief. 36). H.
Name. Um 1148 Gineheiden, 1290 Inheyden, 1294 Inheydin, 1512 Hene-
heydin, 1319 u. 1320 Ynheidin, 1420 Enheiden u.s.w. Seine Bedeutung soll nach
Weigand!) sein = In den Heiden, in dem Heidekraut.
Es ist ein Ort alter Kultur, den schon J. G. Liebknecht?) als „durch Denk-
mäler des Altertums ausgezeichnet“ rühmt und in einem besonderen Kapitel
behandelt. Die spätere Feststellung des Kastells I. rechtfertigt diesen Befund.
Im Gau Wettereiba gelegen, gehört I. zur Falkensteinischen Erbschaft der Grafen
von Solms. Die drei Dörfer Utphe, Traishorloff und I. heißen „die Rieddörfer”?).
Sie bildeten mit den ausgegangenen Orten Feldheim und Heronbrunne ein Ge-
richt, dessen Hauptort Utphe wart). Drei Schöffen aus I. werden 1330 bezeugt°).
Dem Gerichtsbezirk entsprach die kirchliche Zugehörigkeit, jedoch war die
Mutterkirche die Pfarrkirche Traishorloff®). Dieses Verhältnis besteht noch heute‘).
Den Zehnten besaß Kloster Fulda, das im 13. Jahrhundert den 3. Teil
an Ritter Ekkehard von Bleichenbach zu Lehen gegeben hatte und ihn auf
dessen Bitte den Rittern Werner und Crafto Groppe von Bellersheim übertrug.
In dieser Familie blieben die Lehen jahrhundertelang. Im Jahre 1662 belehnt
nach dem Tode des Conrad Groppe, also offenbar nach dem Aussterben des
DArChIv VII, 327.
2) Hassia subterranea, 1759, Index und p. 182f.
3) Dieffenbach im Archiv V, XIII, S. 70.
*) Landau, Wettereiba, S. 65.
5) AUB 614.
6) Landau a.a.O.
?) Röschen, Beschreibung der Pfarreien im Gr. Hessen, S. 142.
IFERKRZE