Full text: Südlicher Teil ohne Arnsburg ([C, 3], Band 3)

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188 Langsdorf 
und „Rudels‘“. Die Akten über das von Kofler untersuchte sog. Kastell Langsdorf 
liegen bei der Reichslimeskommission: Spuren der Anlage sind nicht mehr vor- 
handen. H: 
771 Lanctorp, 788 Lancdorper marca, 8.—10. Jahrhundert Lantorfer mar a, 
1263 Langesdorf, 1367 Langisdorf, 1402 Langistorff. Der Name bedeutet Langes 
Dorf). 
Der Ort liegt in einer schon in vorgeschichtlicher Zeit dichtbesiedelten Gegend. 
Zahlreiche Hügelgräber und andere Spuren altgermanischer Bevölkerung zeigt 
die Feldflur?). Südlich, auf der Gemarkungsgrenze gegen Bettenhausen, zieht der 
Pfahlgraben vorüber. Wo die Grenzen der Gemarkungen Langsdorf, Hungen und 
Bettenhausen zusammenstoßen, entdeckte Kofler 1884 ein kleines Römerkastell?). 
Langsdorf gehörte zu der alten Hersfeldischen Mark®). Zwar hören wir nur 
von Lorscher und Fuldaer Besitzungen, allein gleich Hungen und den übrigen 
Orten der Mark hatte es gewisse Rechte von altem Herkommen und dem Stift 
Hersfeld?), und auch die kirchlichen Verhältnisse weisen nach Hersfeld hin. Da 
Philipp VIII. von Falkenstein im Jahre 1403 die Herrschaft Hungen vom Stifte 
Hersfeld gekauft hatte, kam Langsdorf mit diesem alten stiftischen Lehen der 
Münzenberg-Falkensteinischen Herren, nach deren Aussterben an die Grafen von 
Solms. Durch die Verträge von 1432 und 1436 fiel es an die Linie Solms-Braun- 
fels). Es ist für die hessische Geschichte interessant als der Ort, vor dem Land- 
gräfin Sophie im Feldlager mit Erzbischof Werner von Mainz im September 1263 
jene Vereinbarungen traf, durch die Hessen erneut die Mainzische Lehenshoheit 
anerkannte, dafür aber auch im Besitz der ihm bestrittenen Lehen blieb. 
Das Gericht zu Langsdorf wird zuerst im Jahre 1304 bezeugt. Es gehört 
Philipp d. Ä. von Falkenstein und wird von einem Centgrafen geleitet”). Mit dem 
Gericht in Hungen war es bald darauf vereinigt. Wir haben nämlich aus dem 
Jahre 1390 folgende interessante Nachricht. Hille, die Witwe Rules von Obborn- 
hofen, hatte dem Kloster Arnsburg eine Seelgerätestiftung gemacht ‚vor deme 
amptmanne und den scheffen des geriechtes der stad zu Hohungen und zu Langis- 
dorf, daz zu deme mole unvirscheyden eyn geriechte waz.“ Um größerer 
Sicherheit willen aber hat sie nun „zu dieser czyt vont das geriechte zu Hohungen 
und zu Langisdorf, daz vore unverscheyden eyn geriechte waß und nu von eyne 
gescheyden ist, dye vorbenanten gift vor deme amptmanne und den scheffen 
beyder geriechte, beyde zu Hohungen und zu Langisdorf“, erneuert®). Da Hungen 
der Haupt- und Gerichtsort der Herrschaft war, ist das Gericht, das zum Jahre 
!) Weigand im Archiv VII, 286. 
?) Kofler im Archiv N. F. I, 17. 
®) Qubl. 1884 S. 44ff. 
‘) Schaum im Repert. d. Braunfels. Archivs IV, 505. — Vgl. die Nachweise bei Hungen. 
°) Das Dorf hat die Gnade und Freiheit wie Hungen u.s.w. von altem Herkommen und dem Stift 
Hyrschfeld „so waß lude da wonhafftig sitzen jare und tag, daz die keyne nachfolgende herschafft ban, 
sondern sie sin von stunt Solmische . . .“ Rotes Buch fol. 204, Braunfels. 
°) Das Nähere bei Hungen. 
’) AUB 328. 
°) AUB 1095. 
      
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
    
   
    
     
	        
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