Langsdorf 201
Abb.159. Haus Im Hegerich.
Versuch einer zeichnerischen
Wiederherstellung.
Aus „Heimat im Bild‘, Beilage zum
Gießener Anzeiger, 1927. Be et
verfallen, und nur mit Mühe läßt sich aus Zapfenlöchern und aus den Bohrun-
gen der Holznägel der frühere Zustand zurückentwerfen. 1929 wurde es soweit
hergestellt, daß wenigstens der gegenwärtige Bestand gesichert ist.
Das Haus hat den Grundriß und den Aufbau nach Art des dreizonigen fränki-
schen Hauses, in seinen Einzelformen aber — und das gibt ihm die Eigenart —
ist es sächsisch. Erdgeschoß massiv, Ober- und Dachgeschoß Fachwerk. Die Ein-
gänge sind auf der Seite. Der Eingang zu den Wohnräumen hat waagerechten,
an den Auflagern konsolartig verstärkten Sturz. Sturz und Gewände mit Fase.
Jahreszahl 1561 und Steinmetzzeichen. % Türflügel 18. Jahrh. Eine zweite Tür,
spitzbogig und ebenfalls gefast, führte einst zum Stall, führt jetzt zu einer zwei-
ten Wohnung. Fenster des Erdgeschosses verändert, die alte Form nicht mehr fest-
zustellen. Fachwerk des Obergeschosses: Balkenköpfe und Knaggen in Polster-
form, einander genau gleichend. Füllhölzer und Schwelle zeigen Kehle und Rund-
stab, die an jedem Balkenkopf kielartig aufgenommen werden. Auf der Schwelle
außerdem Schrift. Über jedem Balkenkopf ein Pfosten, durch Fußknaggen abge-
strebt. Pfostenfuß und Knaggen durch ein Muschelornament verziert. Also keine
langen Streben, die den Brustriegel durchbrechen, kein „Wilder Mann“. Auch
kein Rahmholz über der Wand, vielmehr sind die Pfosten oben in die Dachbalken
eingezapft!). An der Straßenseite saß einst ein Erker, 1886 beseitigt, jedoch durch
die abgesägten Balken, durch die Zapfenlöcher u.a.in Größe und Form noch
!) Das TFrachwerk wird hier ausnahmsweise so genau beschrieben, weil es sich von allen anderen
l’achwerken des Landes wesentlich unterscheidet.
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