Full text: Südlicher Teil ohne Arnsburg ([C, 3], Band 3)

  
  
  
  
  
  
  
      
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
   
   
   
  
  
   
  
208 Leihgestern 
Arnsburg; Kuno Halber hatte nach Zeugenaussagen v. J. 1321 den Zehnten des 
achten Teiles des Dorfes genannt den ‚verenzarten zenden‘‘ von einer Frau 
Zarthe und deren Erben vier Jahre lang besessen, dann wieder zurückgegeben; 
ein anderer Teil des Vieh- und Fruchtzehnten in Feld und Dorf ist 1332 in den 
Händen des Ritters Philipp v. Beldersheim; die Brüder Werner und Kuno Kolben- 
densel endlich haben 1345 ererbten Grundbesitz!). Aus den folgenden Jahrhunder- 
ten fehlen uns Nachrichten mangels gedruckter Urkunden. Im 17. Jahrhundert 
waren Wolf v.Weitolshausen und nach ihm 1638 Georg Friedrich v.Weitolshausen 
von Hessen mit den ehemals Rodenhausen’schen Gütern belehnt, die letztgenannte 
Familie besaß also wohl im 16. Jahrhundert ihre Lehen in Leihgestern?). 
Von auswärtigen Bürgern treten hauptsächlich die Wetzlarer in Besitz- 
wechselurkunden hervor, wie denn überhaupt die Beziehungen des Hüttenbergs 
zu dieser Stadt sehr lebhafte sind. Wetzlarer Maß und Wetzlarer Kornpreise?) 
beeinflussen stark den Verkehr. 
Sehr umfangreich ist der Besitz geistlicher Stifte in der Gemarkung. Lorsch 
und Fulda geben uns, wie wir sahen, die ersten Nachrichten von ihr. Ist das Gut 
des Bonifatiusklosters nur gering, so hat das des heil. Nazarius umso größere 
Ausdehnung, allein zwei von den vier bekannten Schenkungen bringen ihm 
3 Mansen 4 Huben und 9 Leibeigene zu. Auch das in Großenlinden begüterte 
Altenmünster zu Mainz erstreckt den Einfluß seines Fronhofes in die Nachbar- 
gemarkung. Kloster Arnsburg besitzt bis 1336 1 Hof, 2 Güter und 1 Wiese, und 
das Deutschordenshaus in Marburg erwirbt von 1287—1346 reichen Besitz. 
Die größte Bedeutung für das Dorf gewannen jedoch die Augustinerchorherren auf 
dem Schiffenberg und ihre Nachfolger, die Brüder vom deutschen Hause. 
Schon in die Frühzeit des Klosters fällt die erste Erwerbung. Die von 1141 
datierte Urkunde, die darüber berichtet, ist allerdings eine Fälschung des 13. Jahr- 
hunderts, aber in der Bestätigung des Besitzes, die Papst Eugen III den Augusti- 
nern zwischen 1145 und 1153 erteilt, wird Leihgesterner Gut tatsächlich genannt‘). 
Woher es stammte, ist unbekannt, die Fälschung läßt es von der Stifterin Clementia 
geschenkt sein, was aber nach der Papsturkunde nicht richtig ist. Bald hatte 
Schiffenberg mindestens drei große Höfe, auf deren einem es Pferdezucht betrieb. 
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Für diesen Zweck war ihm eine Weide, „Rorehe‘‘ genannt, besonders wertvoll, 
aber sie wurde ihm von der Gemeinde streitig gemacht. In dem Vertrag, den es 
mit der Gegenpartei 1237 darüber abschloß, hat es dann außer der Überlassung 
einer anderen Weide jene Zugeständnisse auf kirchlichem Gebiet gemacht, von 
denen wir oben gesprochen haben?). 
Dieser Streit blieb nicht der einzige, der zwischen Dorf und Berg ausgetragen 
wurde. Im Lauf des 13.Jahrhunderts — das Jahr steht nicht fest, doch mag es 
zwischen 1230 und 1285 fallen — war einer der Schiffenberger Klosterhöfe, der 
») Die Urkunden bei Wyß Il u. III, AUB und Baur, Hess. Urk. I, 145. 
2) Estor, Kleine Schriften I, 124 Nr. 8. 
2),.Wy:B EI, 572. 
2)5W.y.B.III, 1334. 1335. 
5) Wyß, III, 1348. 
  
	        
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