Lich
Mit Philipps Tode erblich der Stern des Falkensteinischen Hauses. Sein
gleichnamiger Sohn (VIll.) starb kinderlos und hinterließ seine Besitzungen dem
Bruder seiner Mutter, Philipp VII. von der anderen Falkensteinischen Linie, dem
alten Widersacher des Vaters. Denn der zweite Sohn Philipps VI. war als Erzbischof
von Trier erst dann erbberechtigt, wenn weltliche männliche Erben nicht mehr
vorhanden waren. Dieser Fall trat mit Philipps VII. Tode im Jahre 1409 ein.
Noch einmal war das ganze Falkensteinische Gebiet unter den beiden letzten
Söhnen des Hauses in einer Hand vereinigt, dann fiel es nach Erzbischof Wer-
ners III. Tode (1418) in mehrere Teile auseinander und kam in den Besitz der
Nachkommen der Töchter Philipps VI., Agnes von Solms und Lutgard von Eppen-
stein. Herren zweier Drittel der Erbschaft, darunter Stadt und Burg Lich mit
den Dörfern und Gerichten des Amtes, wurden die Brüder Bernhard und Johannes
Grafen von Solms gemeinsam mit Graf Gerhard zu Sayn, Graf Ruprecht zu Vierne-
burg und Diether von Jsenburg-Büdingen. Die Gemeinschaft dauerte ein Jahr,
dann wurde sie aufgehoben und Lich mit Zubehör fiel an die solmsischen Brüder!).
Diese beiden setzten sich in den Jahren 1420—1436 in mehreren Teilungsverträgen
auseinander, durch die Lich endlich in den Alleinbesitz des Grafen Johannes,
des Stifters der Linie Solms-Lich, gelangte?).
Der bedeutendste Fürst der Johanneslinie war Graf Reinhard, der Feld-
hauptmann Karls V. und Erbauer der Festung Ingolstadt, dem König Ludwig 1.
von Bayern über deren Kreuztor ein Reiterstandbild errichtete?). Unter ihm erhielt
das Städtchen Lich das Aussehen, das es im wesentlichen, wenigstens in seinen
älteren Teilen, heute noch bewahrt. In seiner Regierungszeit wurde der Ausbau
der von seinem Vater Philipp 1510 begonnenen neuen Stiftskirche fortgeführt.
Er war es auch, der die Befestigungen der Stadt durch neue den Anforderungen
der Zeit entsprechende Werke ersetzte. Für seinen Kunstsinn und seine Pietät
zeugen gleichermaßen die sechs Statuen, die er gemeinsam mit dem Grafen Fried-
rich Magnus in der Stiftskirche durch zwei Mainzer Künstler, den Bildhauer
Dietrich Schrohe und den Maler Jörg Ritter (s. u.) aufstellen ließ.
Die Schicksale des Städtchens in den Kriegszeiten des 17. und 18. Jahr-
hunderts unterscheiden sich nicht von denen der Umgegend. Im Dreißigjährigen
Krieg suchte das Landvolk des öfteren Zuflucht hinter seinen starken Wällen.
Unter den enge zusammengepferchten Menschen forderte die Pest zahllose Opfer.
In den Monaten Januar bis August des Jahres 1635 starben hier zusammen 1225
Personen®). In diese Zeit fällt die Öffnung des fürstlichen Parkes für das Volk;
Graf Ludwig Christoph verkaufte 1644 der Stadt auf Wiederkauf einen Weg
durch den Garten, um die Truppenzüge an der Stadt vorbei zu führen. Heute
ist das städtische Recht verlorengegangen.
1) GCD V, 885 Nr. 116. — Eigenbrod im Archiv I], 73.
?2) Schaum, Das Grafen- u. Fürstenhaus Solms S. 107. — Solms-Laubach, Gesch. d. Hauses
Solms S. 157 ff. u. Anh. Nr. 4.
3) Vgl. über ihn Rudolf Graf Solms-Laubach a.a.O. S. 179ff. Ein Modell des Standbildes befindet
sich in der Halle des fürstlichen Schlosses.
*#) CGervinus, Wetterfelder Chronik S. 91 Anm. 4.