Andere
Siegel
aus Lich
226 Lich
Falkensteinische Schild, die Teilung in Form des Schildhauptes. Stempel nicht
mehr vorhanden. Vorkommen 1340 bis 17691).
3. Siegel rund (3). Dm. 32 mm. Umschrift in Majuskeln:
S.dQQALIE-I-LIEOH -AD OAAVSAS X-
Ein Gerichtssiegel der Kirche. Im Felde die Muttergottes mit dem Kinde, auf
breitem Thron sitzend, zu beiden Seiten ein Minzstengel?). Vorkommen 1367
(Obhess. Gesch.V., N. F. I) und später?).
4. Siegel des Stifts (4). Spitzoval, 45/75 mm. Umschrift in Majuskeln:
S’.GQQLESIE.-IN.- LIARIN.-
Das Feld zweigeteilt: Oben unter gotischem, von Säulen getragenem Baldachin,
dessen reiche Bekrönung das Band der Umschrift fortsetzt, Maria in halber Figur
mit dem Kinde, in der Rechten einen Blütenzweig haltend. Das Kind steht neben
ihr auf der Brüstung und lehnt sich an die Mutter an. Unten auf einem mit Kreuzen
belegten Grund der hl. Martin zu Pferd, den Mantel teilend; hinter ihm der
Bettler?). Das Siegel hängt an zwei Urkunden des Staatsarchivs von 1504 und 1561
und wird in einer anderen Urkunde von 1407 (Mitt. d. O.H. Gesch.V. N. F. I, 125)
des Stifts „Grosz ingesigel‘“ genannt. Entstehungszeit 14. Jhdt. Stempel im Ober-
hess. Museum zu Gießen.
9. Siegel der Stadt. Rund, Dm. 35 mm. Umschrift in Antiqua:
INSEIRGEL DER STADT LICH,
Im Felde auf perspektivisch gezeichneter Platte stehend zwei Ovalschilde: der eine
mit der Nachbildung des viertürmigen Hauses von Siegel 1, der andere mit einer
Bischofsmütze, dem mißverstandenen, umgekehrten Münzenbergischen Schild?).
Um 1800.
In Beziehung zum Stift Lich stehen ferner:
6. Siegel des Stiftskantors Konrad (5). Spitzoval 20/32 mm. Umschrift
in Majuskeln:
S(igillum) AV(nra)DI OANTOR(s) QOAL(esi)E In) LIEU (hen)
Gesamtform und Teilung wie bei Siegel 4. Das Ganze aber wesentlich kleiner,
und die Teilung in Form des Flachbogens. Im oberen Feld gekrönte Muttergottes
in Halbfigur, das Kind auf dem Arm. Baldachin in einfacher Giebelform. Unten
im Mittelfeld einer dreiteiligen Arkade der ‚‚Cantor‘‘ mit dem Psalter. Um 1300.
!) Baur, Arnsburger Urk.-Buch., Mitt. d. Obhess. Gesch.V. I, Archive in Lich und Darmstadt.
?) Nach Mitteilung des Hess. Staatsarchivs kommen die Minzstengel im 12./13. Jhdt. in einigen
— nicht allen — Siegeln und Münzen der Herren von Münzenberg vor; die Stadt Münzenberg hat den
Minzstengel seit dem 13. Jhdt. bis heute im Wappen. Die beiden Minzstengel in dem Licher Siegel deuten
also auf die landesherrliche und Stifterfamilie Münzenberg-Falkenstein hin.
®) Im Archiv zu Lich in 9 Stücken aus der Zeit 1453 — 1585.
*) Auffallend ist das Erscheinen des hl. Martin. Wahrscheinlich ist er der Patron der alten Pfarr_
kirche (vor der Erhebung, zum Kollegiatstift) gewesen. Hierfür spricht auch eine Notiz über die Licher
St. Martinsbruderschaft in einem Pfarreizinsregister von 1509: „Fraternitas sancti Martini episcopi et
patroni ecclesie Moguntine et Lichensis“. (Hess. St.Archiv.)
°) Dr. Würth, Eine heraldische Ungeheuerlichkeit. Der Deutsche Herold, 1916, Nr. 6.