Full text: Südlicher Teil ohne Arnsburg ([C, 3], Band 3)

  
  
  
  
Kirche 
Bau- 
geschichte 
Planung 
1509 
bis 1510 
   
Kirche des St. Marienstifts. Fürstl. Archiv zu Lich. Akten II. Abt. Lan- 
dessachen. Besondere Kirchensachen. Lich Conv. 3. Ebenda General.et Litt;:Graf 
Reinhart IB. Conv. 14!). 
Im Jahre 1509 verhandelt Graf Philipp mit „meinster Michaeln dem werck- 
meinster“. Dieser beurteilt einen Plan, der ihm vom Grafen vorgelegt wird. Der 
Plan, so sagt Meister Michael, erfordere ‚‚vast unmesslich viel gehauwen steyn, 
das einen uberswencklich groissen kosten und arbeyt brynge unnd langsam zugehe‘. 
Er schlägt einen anderen Plan vor, eine dreischiffige Hallenkirche mit einem Mittel- 
schiff von 20 Schuh und zwei Seitenschiffen von je 13 Schuh Breite, einem Chor 
mit dreiseitigem Schluß. Das erfordere vorn am Chor nur ‚‚vier ort gehauen steyn‘“, 
also vier Eckquaderungen, und hinten an der Kirche ‚„zwene ort und keyn 
streben , 
Als Vorbild für die neue Kirche wurde die ‚‚kirch zu Heydelberg‘“ empfohlen, 
offenbar die Heiliggeistkirche?), eine dreischiffige Hallenkirche, deren Chor 1411, 
deren Langhaus 1441 fertig geworden war. Chor und Langhaus dieser Kirche 
sind gleich breit, jedoch hat der Chor ein Mittelschiff von der doppelten Breite 
der Seitenschiffe, das Langhaus aber hat drei gleich breite Schiffe. Auch hier in 
Heidelberg Rundpfeiler und steinerne Emporen — diese zum ersten Male in der 
Spätgotik. Fenster gehen im Chor in ganzer Höhe durch, im Langhaus sind sie 
den Emporen entsprechend angeordnet. Strebepfeiler. 
Auch die Maße der Stadtkirche in Wittenberg, einer dreischiffigen Hallen- 
kirche aus dem Anfang des 15.Jhdts., und der Barfüßer-Kirche in Eisenach?), 
einer Hallenkirche von drei gleich breiten Schiffen (abgebrochen 1599, nur aus 
den 1885 freigelegten Grundmauern bekannt) wurden herangezogen. 
Schließlich wird ein Vergleich zwischen der neu zu erbauenden Kirche und 
der alten, damals noch bestehenden aufgestellt, und man erfährt daraus etwas 
über den vom Grafen zur Begutachtung vorgelegten Entwurf sowie über die 
alte Kirche, daneben auch über die Art des Messens nach dem „Einheitsmaß‘‘ 
Schuh. 
Nachdem die Maße der Kirchen von Wittenberg und Eisenach angegeben 
sind, heißt es: 
„Auslag der nuwen kirchen zu Lich 
Die lenge des chores 96 schuch 
Die breite des letteners 9 5 
Die lenge der hindern kirchen 100 “ 
Summe der lenge 165 Schuh. 
Die weyde oder breyt chore und kirchen durchusz 45 
Daroff zu underricht 
‘) Auszüge aus den Archivalien wurden dem Verfasser in freundlicher Weise von Prof. Dr. Ebel 
zur Verfügung gestellt. 
°) Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden, VIII, Kreis Heidelberg, v. Oechelhä user, Tü- 
bingen 1913. 
®) Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Eisenach. G. Voß. Jena 1915. 
     
    
   
   
     
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
    
  
  
  
  
   
   
   
	        
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