Full text: Südlicher Teil ohne Arnsburg ([C, 3], Band 3)

  
Ausführung 
Ende 1510 
b1s 1525, 
1537, 1594 
   
244 Lich 
weit, auf jeder Seite 3 Säulen, jede Säule 3 Schuh dick. Also 4 Joche. Die hier an- 
genommenen Abmessungen stimmen mit denen der jetzigen Kirche überein. Nur 
hat diese nicht 4, sondern 5 Joche im Langhaus erhalten. Ob Emporen auch in 
den Seitenschiffen oder nur im westlichen Joch zu errichten seien, blieb noch offen. 
Ein Meister Nikolaus von Wetzlar!) wird bestellt und äußert sich zu dem Plan. 
Er sagt, daß die Abseiten halb so breit sein müßten wie das Mittelschiff, ‚‚sonst 
wäre es ein Mißstand‘. Die äußeren Mauern sollten nach Meister Nikolaus 40 Schuh 
hoch werden, die inneren Mauern auf den Säulen und Bögen etliche Schuh höher, 
also daß das Gespärre auf den inneren Mauern „wechseln‘‘ könne. Dann würden 
die Sparren kürzer und wären leichter zu bekommen und käme auch die Kirche 
„gantz inn ein gedache‘“. Damit hätten wir den Plan des Langhauses, wie er im 
allgemeinen zur Ausführung gekommen ist. Nur wurde das Mittelschiff breiter, 
als das doppelte Seitenschiffmaß beträgt. 
Mit dem Abbruch der alten Kirche sollte Martini oder Weihnachten 1510 
begonnen werden. An Laurentii (10.August) 1511 war die „hinterste‘ (Nord-)Seite 
der Kirche vollendet, an der vorderen die untere Fensterreihe. Auf Michaelis 
oder 14 Tage später sollte auch diese Seite ganz fertig sein. 
1512 werden „die 12 Gewölbe mit den großen Bogen“, also die Gewölbe 
unter den 2x5 Seiten-Emporen und unter der Westempore — das letztere für 
2 gerechnet —, die zwei Wendeltreppen (,‚Schwindeltreppen‘‘) an den Seitenschiffen 
und die „Herrenstege‘‘ — alle drei am Westgiebel — verdungen. Ein Meister 
Johann Steinmetz wird erwähnt?). 
Die Werksteine werden von Bellmuth — im Laistal bei Ranstadt — bezogen, 
die Mauersteine aus der Hardt bei Lich. Das Dachwerk wird an Meister Georg 
Hofer von Gelnhausen verdungen. Es wurde in Lichtenfels, Bistum Bamberg, 
gezimmert und 1512 Samstag nach St. Martinstag auf 88 Wagen nach Lich 
gebracht — aber auf Wagen von Hanau oder Frankfurt aus, wohin es auf Flößen 
gekommen war. 
Die Strebepfeiler, das Mittelschiffgewölbe und der Chor werden zunächst 
nicht ausgeführt. Mit dem Chor wird erst 1515 begonnen. In diesem Jahre wird 
Mittwoch nach der Zwölf-Apostel-Scheidung (15. Juli) dem Meister Johann Groot 
von Wetzlar Steinmetzen — Ist es derselbe wie jener vorhin genannte Steinmetz 
Johann? — die Anfertigung von 5 Fenstern im Chor, jedes mit seiner „Form“ 
(Maßwerk) und doppelten Pfosten übertragen, ferner ‚6 runde Säulen, etwas 
dicker als die anderen Säulen, und 7 Bogen zu hauen und zu versetzen‘, ebenso 
das „Schrecksims‘ unten (Sockel?) und Dachsims oben. Die Steine werden in 
Niederalbach gewonnen. 
1521 sind vom Chor anscheinend nur die Außenmauern hergestellt. 1523 erst, 
am 14. Januar, wird den beiden Meistern Henne Wieszmern und Wolff, Steinmetzen 
!) Ein Baumeister Klaus von Wetzlar baute 1511—13 am Rathaus zu Marburg und war während 
dieser Zeit auch in Lich tätig. H. Neuber, Ludwig Juppe, ein Marburger Plastiker, Marburg 1914. S.9. 
®) Auch am Bau des Rathauses in Marburg tritt an Stelle des Baumeisters Klaus ein Steinmetz 
Johann, und zwar von 1513 ab. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
    
  
  
  
  
  
  
   
     
	        
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