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Haube. Von der Frisur werden Haarschnecken sichtbar. Haube und Frisur sind
mit einem Tuch oder Schleier umwunden, dessen freies Ende den Kleidaus-
schnitt deckend von der rechten zur linken Schulter sich legt, hinter dem linken
Oberarm herabhängt und unter dem Ellenbogen noch einmal zu sehen ist.
4. Grabstein des Kuno von Falkenstein, gest. 1333, und seiner Gemahlin
Anna geb. Gräfin von Nassau, gest. 1329. Sandstein. H. 2,45 m, Br. 1,36 m.
Schriftrand nach außen schräg abfallend. Umschrift in Majuskeln, beginnend über
den Köpfen.
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COM)SRORAL(s)-DNI AVNONIS:DE
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Zu Füßen des Mannes Wappen des Hauses Münzenberg-Falkenstein (rotes
Schildhaupt über gold), zu Häupten der Frau das des Hauses Nassau (goldener
Löwe in blauem Schild, das mit silbernen Schindeln bestreut ist), zu Füßen der
Frau das des Hauses Bickenbach (schräg rechts gestellte Doppelreihe silberner
Rauten in rot). Die Wappen sind keine Ahnenwappen, sondern beziehen sich nur
auf die Personen selbst, deshalb blieb der Schild zu Häupten Cunos leer. Cuno
aber hatte zwei Frauen: Anna von Nassau, gest. 1329, und Imagina (Mena) von
Bickenbach, gest. um 1366/67 als Gräfin von Rieneck. Die zweite Frau ist also
nur mit ihrem Wappen vertreten. Abb. 204.
Die Figuren stehen auf der schrägen Platte einer dreimal gekehlten Konsole.
Auf der mittleren Kehle Rosetten. Die Köpfe ruhen auf Kissen. Beide Figuren
jugendlich. Die männliche trägt ein Obergewand, vom Hals bis fast auf die Knöchel
reichend, mit Ärmeln, welche die Unterarme freilassend vom Ellenbogen ab in
langen Enden frei herunterhängen. Ein Untergewand ist nur an den stulpenartig
eng anliegenden Ärmeln — wie bei dem ersten Grabstein, doch ohne Naht — fest-
zustellen. Über dem Obergewand ein ärmelloser Überwurf bis fast in Kniehöhe,
mit Kapuze. Die Gewandfalten gleichmäßig senkrecht. Linke Hand vorn unter die
Brust gelegt, die rechte hält das Schwert. Der Kopf leicht geneigt. Haartracht
wie bei der Figur des ersten Steines. Nase ergänzt. — Die Frau, schlank, in sehr
schöner, fein geschwungener Haltung, den Kopf geneigt, faßt mit ihrer Linken den
einen Zipfel des Mantels, ihn leicht anhebend, während der rechte Arm den Mantel
auf der anderen Seite mit dem Ellenbogen einklemmt und auch hier Faltenbäusche
entstehen läßt. Darunter fließt von dem schmalen Hüftband ab das eigentliche
Gewand in schön gebogenen Längsfalten bis über die Füße herab, die es fast ganz
überdeckt. Die rechte Hand greift unter das Kinn nach dem Zipfel des Kopftuches,
unter dessen Saum gleichmäßig gewellte Lockenlinien das Gesicht umrahmen.
Dessau.