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daß der Besteller, der in der „Kriegsordnung‘‘ und der „Kriegsbeschreibung‘
alle Vertreter der Kriegsämter in ihrem militärischen Rang mit Tracht und Waffen
aufs genaueste hatte darstellen lassen, nicht weniger darauf bedacht war, daß
auch in den Denkmälern alle Äußerlichkeiten getreu wiedergegeben wurden.
Die Arbeit ging langsam von statten. Erst 1562 hören wir wieder davon.
Graf Reinhard mahnt in einem Schreiben vom 25. Januar 1562 den Maler Jörg
Ritter, der die Denkmäler bemalen sollte, sehr dringlich, und Schro klagt am
9. März 1562, welche Not er mit dem Maler habe, um ihn ans Werk zu bringen.
Es wird gleichzeitig über die Beförderung des Denkmals nach Lich, die in den
Ostertagen 1562 stattfinden sollte, über das Fundamentmäuerchen u.a. verhan-
delt, so daß wir annehmen dürfen, daß es in diesem Jahre, dem Todesjahr Rein-
hards, wirklich zur Ablieferung und Aufstellung des Denkmals gekommen ist.
Die Verzögerung der Arbeit hat selbstverständlich nicht in der Lässigkeit des
Malers Jörg Ritter, der doch erst am Schluß zugezogen werden konnte, ihren wirk-
lichen Grund gehabt. Im Juli 1545 war der Auftrag Schro erteilt, auf Oktober 1546
die Ablieferung festgesetzt worden. 1, Jahr nach der Erteilung des Auftrages starb
Kurfürst Albrecht von Mainz, und Dietrich Schro wurde berufen, dessen Denkmal
für den Mainzer Dom herzustellen. Er schuf es in den Jahren 1546 bis 1551. Dann
arbeitete er an einem Denkmal für die 1549 im Alter von 2 Jahren gestorbene
Anna von Cronberg. Nach dem Tode des Kurfürsten Sebastian von Heusenstamm
1555 hatte er dessen Denkmal herzustellen, er vollendete es 1559. Und schließlich
muß ihm das Denkmal des Domherrn Göler von Ravensburg, gest. 1558, das Zahl
und Zeichen 15 64 DS trägt, zugeschrieben werden (Kautzsch). Das sind außer
unserem Denkmal der Grafen zu Solms die beglaubigten Arbeiten größeren Stils
des Dietrich Schro. Dort waren Auftraggeber, zum Teil mächtiger als die Grafen
von Solms. Sie waren auch eher in der Lage, den Künstler zur Arbeit zu drängen
an den Werken, die ihnen am Herzen lagen!).
Ein Vergleich unseres Denkmals mit den anderen Arbeiten Schros zeigt zu-
nächst die viel größere Einfachheit im Aufbau und in der Dekoration gegenüber
den Kurfürstendenkmälern im Mainzer Dom, für die aus alter Überlieferung her
eine bestimmte Form und Anordnung gefordert war. Wir erkennen aber auf dem
Solmsischen Denkmal die italienischen Pilaster und deren Schmuck und die ein-
fachen Profile wieder, wie sie sich am Denkmal Albrechts finden, Formen, die nun
gerade hier in Lich bei noch größerer Zurückhaltung und Feinheit die zwar nicht
prunkvollen, aber doch schweren und kraftstrotzenden Figuren um so mehr zur
!) Über den Bildhauer Dietrich Schro liegt folgende Literatur vor:
Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, 1912: Heinrich Schrohe, Aufsätze und Nachweise zur
Mainzer Kunstgeschichte, S. 80.
Friedrich Schneider, Kunstwissenschaftliche Studien, I. Band, Kurmainzer Kunst. Wiesbaden,
1913: Der Meister D Sin der Stadtkirche zu Cronberg im Taunus.
Hessenkunst, herausgeg. von Christian Rauch; 1914: Otto Großmann, Graf Philipp zu Solms.
R. Kautzsch und F. Neeb, Die Kunstdenkmäler im Freistaat Hessen. Der Dom zu Mainz, 1919.
Mainzer Zeitschrift XV, XVI. 1920/21: E. Strübing, Der Mainzer Bildhauer Dietrich Schro und
sein Kreis.