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Bei dem zweiten großen Umbau des eigentlichen Schlosses in den Jahren 1764
bis 1766 fiel der südwestliche Außenturm; der nordöstliche scheint noch beibehalten
worden zu sein. Auch der südwestliche Außenturm hatte eine welsche Haube ge-
tragen, während der ihm entsprechende Eckturm des Gebäudes auf einem Bilde
jener Zeit einen Spitzhelm zeigt. Der freistehende Außenturm wurde des Festungs-
charakters vollkommen entkleidet, er erhielt oben einen Rundgang von Säulen
und Rundbögen, wurde zum Lust- und Gartenhaus umgewandelt. Der Nordflügel
wurde in diesen Jahren ganz niedergelegt, so daß nunmehr das Schloß ein nach
Norden offenes Hufeisen bildete. Die übrigen Flügel erhielten in gleichmäßigen
Reihen große Barockfenster, und das Dach wurde zum Mansarddach umgebaut
und mit Gauben besetzt. Ringsum ebnete man die Plattformen ein und schüttete
den Wassergraben zu. Später fielen auch die beiden durch die Brücke verbundenen
nordöstlichen Türme.
So stellen wir fest, daß während des Jahrhunderts vor dem Ende des Sieben-
jährigen Krieges fünf starke Rundtürme und zwei Stiegentürme —- mit welschen
Hauben gekrönt, zum Teil auch
noch mit Spitzhelmen —- das
gewaltige Schloß beherrscht
hatten. Von ihnen sind die zwei
südlichen Ecktürme stehen ge-
blieben. Sie geben heute mit
ihren großen Hauben dem
Schlosse seinen Charakter.
1836 wurde durch Georg
Moller zwischen den Schenkeln
des U-förmigen Baues ein mitt-
lerer Querflügel errichtet mit
Vorraum und Treppenhaus, die
dieklassizistischenFormen ihrer
Zeit zeigen. Es ergab sich nach
Norden zu ein Ehrenhof von
geringerer Tiefe, während im
ae 2 2 2 In Innern zwei kärgliche L.icht-
Abb. 220. Schloß. höfe verblieben.
Grundriß mit Angabe der Bauzeiten!).
Schließlich wurde 1911 bis
1912 an der Nordostecke zur Gewinnung eines Festsaales nach den Plänen von
Heinrich Metzendorf ein zweigeschossiger Bau angefügt, dessen turmartiger Eck-
erker dadurch eine gewisse Berechtigung erhielt, daß er auf den Grundmauern
des äußeren Eckturmes sich erheben konnte.
Im Innern Nebentreppe mit schönem Geländer und Antrittspfosten aus dem
Umbau von 1766.
!) Der Grundriß ist anders orientiert als der Lageplan in Abb. 219.
1764
bis 1766
1836
1911
bis 1912