Oberhörgern 345
gegen Abtretung von Niederweisel, Hörgern und Eberstadt in einem Vergleich
von 1638 wieder. Doch 1648 fallen auch diese Dörfer an Solms-Lich zurück!).
In der obengenannten Urkunde von 1271 wird O. „Gericht“ (jurisdiclio)
genannt, aber erst hundert Jahre später (1371) begegnen uns die „scheffene dez
gerichtis zu Abernhirgern‘'?).
Kirchlich war Oberhörgern eine Filial der Pfarrei Gambach, seine Kapelle
wurde von dem dortigen Pfarrer versehen, während die Kapelle in Niederhörgern
einen besonderen Kaplan hatte?). Auch nach der Reformation blieb O. Filial von
Gambach, von 1612—1648 wurde es mehrmals von der Mutterkirche gelöst
und nach Eberstadt und wieder zurück eingepfarrt, bis es zuletzt bei Gambach
verblieb. Im Jahre 1691 wurde eine Kaplanei oder ein Diakonat Oberhörgern
errichtet, deren Kollator der Fürst von Solms-Lich war!).
Im 13. Jahrhundert begegnet eine adlige Familie, die sich nach dem Ort
Hergern nannte°). 1222 besaß Wizzelo von Nidda ein besonders reiches Gut
(Höfe im Dorf, Äcker, Wiesen, Wald) daselbst, das er dem Kloster Arnsburg
schenkte‘). Eine ritterbürtige Familie, die des Vogts Konrad von Trais, erscheint
elwas später als reiche Besitzerin (1272), zu gleicher Zeit wohl besaß die Herr-
schaft Münzenberg das ‚‚fronegut‘, von dessen Einkünften sie 1302 einen Teil
dem Kloster Arnsburg übertrug. Dasselbe Kloster brachte am Ende des 14. und
im Anfang des folgenden Jahrhunderts weitere Einkünfte dieses Hofes, Teile
der sog. „yserngulde“ von Ritter Johann von Garbenheim und Edelknecht
Walther von Londorf, offenbar Münzenbergischen Lehensträgern, in seine Hände.
Als Lehensmannen dieses Hauses finden wir auch den Edelknecht Rudolf von
Ortenberg (1348), Wilhelm von Kriftel (1363), Erwin von Köbel (bis 1388) und
von 1388 bis Ende des 16. Jahrhunderts die Weise von Fauerbach im Ort. Sehr
großen Besitz an Land und Gülten hatte das mehrfach schon genannte Kloster
Arnsburg, das u.a. von den Johannitern zu Niederweisel 1363 sechs Huben
kaufte. Das ihm unterstellte Cistercienserinnenkloster Kaldern hatte 1324 von
Gieselbert Swarze zu Hochweisel im Dorf einen Hof und 33 Ruten Äcker und
Wiesen als Ausstattung einer Tochter Gieselberts erhalten und verkaufte das Gut
1480 an Arnold Stußünck zu Grüningen’”). 2
!) Scriba, Reg. O. 3077 u. 3091. Vgl. Archiv XII, 532f.
®) AUB S. 463 Anm. — Landaua.a. O. 74 teilt O. dem Gericht Gambach zu und läßt erst „später“
eine Teilung des Gerichts eingetreten sein. S. 76 aber nennt er O. richtig schon zum Jahre 1271 „Gericht“.
Die Aufzählung der Orte, die zum Gambacher Gericht gehört haben sollen, stimmt nicht, O. wird in der
Urkunde AUB 541 nicht erwähnt. Wenn es jemals dazu gehört hat, war es 1271 bereits ausgeschieden.
Auch die Citate sind z. T. unrichtig.
®) Würdtwein, Dioee. Mog. III, 65. — Auch hier ist Landau zu berichtigen. Alstadt wird als Be-
standteil der Pfarrei nicht erwähnt. Hat es zu ihr gehört, müßte der Ort zur Zeit der Aufstellung der
Synodalregister (15. Jh.) schon ausgegangen gewesen sein.
*) Nas Nähere bei Diehl, Hassia sacra IV, 157 und 197 ff.
5) Archiv I, 244, Note. Vgl. a. Dieffenbach.a.a. O. 98.
°ı), Glaserza.a.0.
?) Die Urkunden sämtlich in AUB.