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Schiffenberg
einer der nicht in den Deutschen Orden eingetretenen Schiffenberger Chorher-
ren war.
Sehr starken Bestand an Jungfrauen scheint das Kloster nie besessen zu
haben, aber nicht bloß der niedere Adel und Patrizier-Töchter, sondern auch der
hohe Adel war unter ihnen vertreten; Lukarde v. Isenburg und Sophie v. Falken-
stein sind die Namen zweier Meisterinnen aus dem Anfang des XIV. Jahrhunderts.
Die glückliche Lage des Konvents war nicht von langer Dauer. Im Frühjahr
1333 brannte das Klösterchen mit Ausnahme der neuen Kirche nieder, und um
es wieder aufbauen zu können, mußten die Schwestern 1334 ihren schönen Hof
zu Steindorf an das Wetzlarer Domkapitel, und im folgenden Jahre, auch wegen
anderer Schulden, ihren Wald zu Nieder-Albach an das Kloster Arnsburg ver-
kaufen. Nun regte sich zwar das Mitgefühl, und neue Schenkungen wurden den
Jungfrauen dargebracht!). Allein die Besserung, die hierdurch erzielt wurde,
war nur vorübergehend. Ohne recht ersichtliche Ursache gingen die Vermögens-
verhältnisse seit etwa 1360 immer mehr zurück, und um die Mitte des folgenden
Jahrhunderts ist das Klösterchen so verarmt, daß seine letzten vier Insassen
im Jahre 1449 den Erzbischof Jakob von Trier um die Wiedervereinigung mit
Schiffenberg baten, indem sie gar beweglich vorstellten, wie schlimm es ihnen
ginge und wie sie ihren Unterhalt durch ihrer Hände Arbeit verdienen müßten.
Am 18. Februar 1450 gab der Erzbischof seine Einwilligung, und die Geschichte
des kleinen Klosters Zelle unterm Schiffenberg war zu Ende. Novizen wurden
nicht mehr aufgenommen, und die vier letzten Nonnen genossen die Einkünfte
bis zu ihrem Tode. Dann kümmerte sich niemand mehr um die Gebäude. Als das
teformationsjahrhundert anbrach, waren Kloster und Kirche verfallen. Heute
erinnern nur noch wenige Mauerreste und ein Brünnchen zur Seite der Hausener
Straße in der Nähe des Forsthauses an die Stätte. var
1. Siegel des gesamten Stiftes. Rund, Dm. 60 mm. Umschrift:
SOA .- MARIA - SKEPHENBVRC *
Säulen tragen einen mit kleinem Baldachin gekrönten Rundbogen. Darin Halb-
figur der Maria (ungekrönt) mit dem Kind auf dem Arm. Vorkommen: 1203 bis
1287 (A. WyB, Urkundenbuch der Deutschordensballei Hessen III). Nach Mit-
teilung des Staatsarchivs Marburg zeigt die Urkunde bei Wyß, III, Nr. 1338,
undatiert, von etwa 1150 bis 1160, das gleiche Siegel, aber — da es in Einzelheiten
etwas abweicht — von einem anderen Stempelschnitt genommen. Die allgemeine
Form des Siegels ist somit als die älteste des Klosters zu bezeichnen.
!) Unter den Spendern war auch ein Einsiedler, Bruder Winther, der den Nonnen sein selbsterbautes
Haus und seine Aeckerchen hinterließ. Rady vermutet die Stelle seiner Wohnung in der Nähe von Garben=
teich an der Straße nach Dorfgüll, da, wo es noch heute „in der Klause“ heißt.
?) Nach Mitteilungen des Hess. Staatsarchivs in Darmstadt. Das Vorkommen wurde festgestellt
nach A. Wyß, Urkundenbuch der Deutschordensballei Hessen; Baur, Hess. Urkundenbuch. Arnsburger
U.B.; v. Gudenus, Codex diplom. Mogunt. u.a. Nähere Ausführungen „Volk und Scholle“, Darm-
stadt, 1932, 7/8: L. Clemm, Die Siegel der Klöster zu Schiffenberg.
Siegel)