Beschrei-
bung
Ostteile
374 Schiffenberg
Schiffenberg hatte überführen lassen. Der östliche Teil war Vorraum zur „Kirche“
geblieben. Über diesen Räumen waren Speicher. Seit 1837 wurde schließlich die
ganze Kirche als Scheuer und Schafstall benutzt, Orgel und Kirchenstühle waren
damals als wertlos verkauft worden. 1886 wurden die wirtschaftlichen Einbauten
wieder entfernt und 1902—1904 die Ruine in den heutigen Zustand versetzt.
Kreuzförmige Pfeilerbasilika, dreischiffig, mit östlichem Querschiff und zwei
Chören, einem viereckigen im Osten, einem halbrunden im Westen. Vierung mit
Vierungsturm. Zu beiden Seiten des Westchores standen in Verlängerung der
Seitenschiffe runde Treppentürme, deren Grundmauern noch sichtbar sind).
Ostchor und Querschiff waren mit Kreuzgewölben, der Westchor mit einer Halb-
kuppel überdeckt. Das Langhaus war flach gedeckt.
Chorquadrat und Querhaus waren ursprünglich flach gedeckt wie das
Langhaus. Über dem Gewölbe der Vierung ist die alte Balkenlage, die als Decke
diente, noch vorhanden. Halbkreisförmige Apsiden am Chorquadrat und an den
Ostseiten der Querschiffarme wurden 1902 von Sauer durch Grabungen fest-
gestellt. Die Lage und Größe der Querschiffapsiden ist außerdem durch die an
den Ostwänden noch vorhandenen Eckquaderungen und
die Bogensteine ohne Weiteres erkennbar.
Die Vierung erhielt 1516 ein Sterngewölbe mit ge-
A kehlten Rippen, die auf Konsolen aufsitzen. Von den
N Konsolen zwei mit Köpfen, eine mit profilierter, eine
mit gewundener Pyramide. Im Schlußstein Wappenschild
mit Eselskopf?2) und Jahreszahl 1516 in Spiegelschrift.
Abb. 291.
Im Chor wurden 1690 und in den Querarmen 1737
hölzerne Kreuzgewölbe über gekehlten Rippen — ebenfalls
Holz — unter Benutzung der Steinkonsolen eingefügt. Die
Konsolen wie die in der Vierung, auch zwei mit Köpfen.
R NS 4 Auf den Kreuzungspunkten der Rippen eirunde Tafeln.
Abb. 291. Kirche. Die Tafel im Chor enthält ein Vollwappen: I und VI
en er En schwarzes Kreuz in Silber, II und III rote Rose in Silber,
wen IV und V goldener Stern in rotem Feld, darauf Schwalbe,
naturfarben, sitzend. Graf zur Lippe?).
Die Wappen der Tafeln im Querschiff sind nicht mehr erkennbar. Hier waren
nach dem Inventar von 1761 die „Kommenthürlichen“ Graf-Lippischen Wappen
mit der Jahreszahl 1737. August Graf zur Lippe, Komtur zu Schiffenberg 173041.
Die Inschrift lautete nach Kalbfuß:
!) Kalbfuß, Mitt.d.0.H.G.V.1912, S. 59, nimmt an, daß die runden Türme niemals fertiggestellt
worden seien.
?) Johann Riedesel von Bellersheim, Komtur 1494— 1522.
°) Nach dem Inventar von 1761 handelt es sich um das „Landkomthürliche“ Graf-Lippische Wappen.
August Graf zur Lippe aus der Linie Brake lebte 1644— 1701, war Landkomtur zu Marburg 1688 — 1701.