Soemonngssmssnes
Reliefbilder
Deutungen
54 Großen-Linden
Schulter eine „Keule“ trägt von genau gleicher Form wie die des Drachentöters
von Nr. 6. Über dem Knieenden zwei Köpfe. Oben wird das Bild abgeschlossen
durch eine Arkade von zwei und ein halb Feldern. In den zwei ganzen Feldern
je ein Kopf. Anscheinend auch im dritten.
12. Ein Karren wird von einem Tier gezogen. Neben dem Tier ein bärtiger
Mann. Vorausschreitend ein anderer, ebenfalls bärtiger Mann, der über der Schulter
eine Stange mit einer Art Beutel trägt.
13. Im Schlußstein sitzende Figur, anscheinend bartlos (weiblich ?). Rechts
daneben ein Mann, von ihr fortschreitend. Er trägt einen Stab über der Schulter,
dieselbe „Keule“, die der Gewappnete in Nr. 11 und der Drachentöter in Nr. 6
hat. Der Kopf vorgestreckt. Ihm entgegen schreitet ein anderer Mann, der einen
Stab vor sich hält wie einen Speer. Am oberen Ende des Stabes ist der Stein be-
schädigt, so daß sich nicht feststellen läßt, ob der Stab dieselbe kugelförmige
Verdickung hatte wie die „Keulen‘“. Der Mann ist anscheinend unbekleidet, ist
geschwänzt, Kopf und Nacken sind weit nach vorn gestreckt. Zwischen den
Männern ein oder mehrere Tiere, unkenntlich. Über dem Tiergewirr wieder ein
Stab, dem ‚Speer‘ parallel gerichtet, mit Verdickung am oberen Ende. Der rechte
Teil des Bildes offenbar ein Kampf. Zwischen der sitzenden Figur und dem ersten
Mann, von diesem zum Teil verdeckt und nur etwa zur Hälfte sichtbar, steht in
halber Höhe des Bildes eine Art Truhe. Die Truhe hat links unten einen fuß-
artigen Ansatz.
14. Im nächsten Bild wiederum ein Karren, dem von Nr. 12 gleichend, von
einem Pferd gezogen und nach dem Mittelbild zu gerichtet. Neben dem Pferd ein
bärtiger Mann.
15. Ein größerer bärtiger-Mann mit erhobenem Hammer, ihm gegenüber ein
kleinerer, der einen kleinen Gegenstand über einen Klotz (Altar oder Amboß) hält.
An dem inneren Bogen:
16. Mann mit Hifthorn über dem Arm und mit einem Jagdspeer, darüber
zwei Wildschweine.
17. Im Schlußstein ein drittes Wildschwein, in enlgegengesetzter Richtung.
18. Ein großer Drache mit langem, zweimal geringeltem Schweif.
Viel Mühe ist schon an die Deutung der Bilder gewandt worden. Erwähnt
seien die Deutungsversuche durch Klein 1857, der ihnen in geistreicher Weise
einen hislorisch-symbolischen Sinn gab!). Dann die durch H. v. Ritgen, den Vater,
1881, den Sohn 18942), durch A. Matthaei 18943), durch den Marburger Geschichts-
verein 18924), durch Pfarrer Schulte-Großenlinden (nicht veröffentlicht), durch
Günther-Marburg 1921°), und schließlich durch Hamann-Marburg 19229),
') Klein, die Kirche zu Großenlinden bei Gießen, Versuch einer historisch-symbolischen
ihrer Bauformen und ihrer Portalreliefs, Gießen 1857.
”) Jahresbericht des Oberhess. Vereins f. Lokalgeschichte, Gießen 1883, S. 118.
Mitteilungen des Oberh. Geschichtsver. in Gießen. N. F. Bad. 9,1894, 8.53 54.
®) Ebenda 1893, S. 144, und 1894, S. 58 —61.
*) Mitt. d. Marburger Ver. f. hess. Gesch. u. Landeskunde 1892 S. O7EL-
°) Byzantin-neugriech. Jahrbücher 1921 II, 3—4, S. 389 ff.
°) Deutsche u. franz. Kunst im Mittelalter von R.Hamann, I.Südfranz. Protorena
Weitere Schriften über das Portal s. Hepding, Mitt. des O.H.G.Ver. 1905.
Ausdeutung
issance, Marburg 1922.