Full text: Südlicher Teil ohne Arnsburg ([C, 3], Band 3)

  
    
   
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Neben- 
eingänge 
   
58 Großen-Linden 
ıemagen ist die Deutung leichter, weil Motive vorkommen, die sich auch sonst 
noch in den Werken jener Zeit finden, in Freiburg, Basel u. a. Orten. Nur Schlange, 
Drachen und Drachentöter sind Remagen und Großenlinden gemeinsam. 
Wenn nun, wie Hamann sagt, der Bildhauer von Remagen bei seinen allegori- 
schen Darstellungen (z. B. den Monatsbildern) sich des Sinnes seiner Darstellungen 
kaum bewußt war, wenn mit fortschreitender Entfernung vom Ausgangspunkt 
auch die ursprüngliche Idee verloren gegangen war und monumentale und religiös 
bedeutsame Motive allmählich zu genrehaften Bildern und dekorativen Schmuck- 
motiven herabsanken, so könnten wir uns schließlich damit bescheiden, daß bei 
einigen Bildern des Großenlinder Portals eine einwandfreie und voll überzeu- 
gende Erklärung überhaupt nicht möglich sein wird. 
Den Bildern im äußeren Bogen des Großenlinder Portals liegt aber doch wohl 
eine ganz bestimmte Sage oder Legende zugrunde. Darin werden wir bestärkt 
durch die Reliefs an der Porta della Pescheria am Dom zu Modena, deren 
Aufnahmen das kunstgesch. Seminar zu Marburg besitzt. Sie stehen künstlerisch 
weit höher, kommen aber sonst unter allen figürlichen Portalreliefs dieser Art 
denen von Großenlinden am nächsten. Zumal in der Anordnung: Im breiten Mittel- 
bild eine zinnenummauerte Burg, in den benachbarten Seitenbildern streng 
symmetrisch — nach der Mitte zu hintereinander anreitend — Ritter, die ihre 
an der Spitze verdickten Speere gegen die aus der Burg hervorkommenden Streiter 
vorstrecken. Man meint, der Großenlinder Bildhauer müsse diese Bilder gesehen 
haben. Leider hat er nicht wie der von Modena seinen Figuren die Namen bei- 
geschrieben. Dort sind es Darstellungen aus der König-Artus-Sage. Artus reitet 
auf der einen Seite gegen den hammerschwingenden Burmaltus an, während an 
derselben Stelle des Mittelbildes, wo in Großenlinden die frontal sitzende Frau sich 
befindet, Winloge von den Zinnen der Burg herab dem Kampfe zuschaut. So ist 
der Inhalt der Großenlinder Darstellungen vielleicht auch auf dem Gebiet der 
Rittersagen zu suchen und wird, wenn nicht die Georgslegende in irgendeiner Fas- 
sung slandhält, noch gefunden werden müssen. 
Ein Nebeneingang liegt an der Südseite des Schiffes nahe der Westecke. 
Gotisch. Gerader Sturz. Sturz und Gewände gefast. 
Über dieser Tür im Mauerwerk ein Entlastungsbogen, annähernd Halbkreis. 
Er sitzt nicht achsial über der Türöffnung, sondern ist seitlich nach der Westecke 
zu verschoben. Er dient also nicht eigentlich zur Entlastung des ohnehin sehr 
starken Türsturzes. Welchen Sinn hatte der Bogen ? 
Er kann nur eine rundbogige Öffnung abgeschlossen haben. Sollte hier einmal 
das Westportal, das — wie oben behauptet wurde — nicht an ursprünglicher Stelle 
sich befindet, seinen Platz gehabt haben? Tatsächlich stimmt der Radius des 
Bogens überein mit einem Bogen, der das nach Entfernung der Portalsteine frei- 
schwebende Mauerwerk unterstützt haben würde. Und wenn wir den Gewänden 
unter den Basen noch einen Sockel geben, wie ihn ziemlich alle Portale jener Zeit 
aufweisen, stimmt auch die Höhenlage des Bogens. Abb. 44. Eine Bestätigung 
      
    
     
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
	        
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