Großen-Linden
Westbaues. Mit dem Unterschied, daß dort auf den starken Mauern des West-
baues ein Westturm steht, während hier angesichts der schwachen Mauern da-
selbst kein Westturm angenommen werden darf; ein Vierungsturm hat ihn ersetzt.
Die Größenverhältnisse der beiden Kirchen sind freilich sehr verschieden. Abb. 50.
ann könnte ein solch großer Umbau —- Vergrößerung des Chores, Vierungs-
turm, Ecktürme zwischen Chor und Querhaus, Dreischiffigkeit (die vielleicht
schon vorhanden war), Westempore und Wendeltreppen — stattgefunden haben ?
Überliefert ist nichts. Auf Grund der Ähnlichkeit mit anderen Kirchen, die bei
solchen Annahmen sich ergeben würde, z.B. Schiffenberg (1129), Mittelheim
(1150), Freckenhorst (1129) — auch die Grundmauern der Klosterkirche Alten-
burg (nach 1151) Bd. II, Arnsburg mit Altenburg — sind zu vergleichen —, wollen
wir den Zeitpunkt dieses Umbaues kurzerhand mit „um 1130‘ bezeichnen!).
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3. „Um 1230° wurde ein vollkommen neues Langhaus errichtet?).
Ob ein- oder dreischiffig, die Frage bleibe vorläufig offen. Die Nord- und die Süd-
mauer erhielten kleine romanische Fenster. In der Südmauer wurden die kleinen
Fenster später durch große gotische Fenster ersetzt, wie es bei so vielen Kirchen
geschah, wo man in der Südwand die Fenster vergrößerte, in der Nordwand die
kleinen beließ. Für die Südmauer wurde das figurenreiche Rundbogenportal her-
gestellt. Der Emporenunterbau im Westen, der mit einem Eingang an jener Stelle
in der Südmauer zu gleicher Zeit nicht denkbar ist, war weggefallen. Die Wendel-
treppentürme waren also überflüssig geworden, sie wurden abgebrochen. Die
neuen Mauern im Süden und Norden brachte man mit der Westmauer einfach im
rechten Winkel zusammen.
Der rechteckige Chor hat im Laufe der Jahrhunderte so viele Veränderungen
erfahren, daß aus seinem Mauerwerk für die „um 1230° beginnende Zeit kaum
etwas herauszulesen ist. Wann und warum der neue Chor gegenüber der alten
Achse von Apsis und Querhaus um rund 30 cm weiter nach Norden verschoben
wurde, ist nicht zu verstehen. Man hielt es für angebracht, neue Vierungspfeiler
und Bögen den starken Mauern des Turmes unterzubauen, und bei dieser Gelegen-
heit verschob man die Triumphbogenöffnungen nach Norden zu. Aber wann hat
der Turm die massige Unterstützung durch die Querhausscheidemauern erhalten ?
Vielleicht zugleich mit dieser Änderung, jedenfalls aber zu der Zeit, als man zu
einer einschiffigen Halle von größerer Breite überging und damit den seitlichen
Vierungsbögen die westlichen Widerlager entzog. Man mußte die Nord- und die
Südmauer des Turmes unterbauen?). So würde die Abtrennung der Querarme mit
der Herstellung einer einschiffigen Halle unmittelbar zusammenhängen.
Am Vierungsturm ist das Obergeschoß mit den gekuppelten Spitzbogenfenstern
in Rundbogenblenden zweifellos auch aus dieser Zeit „um 1230“.
t) Gleichzeitig wird das Kirchhofstor im Norden entstanden sein.
2) Dieselbe Zeit, in der das ‚‚Alte Rathaus‘ mit seinen zwei Portalen gebaut wurde.
®) Die Nachricht von 1818, wo „der Bau am Mittelturm gestützt wurde‘, kann sich nur auf weitere
Stützungsmaßnahmen, z. B. die gewaltige Abstrebung im Innern des nördlichen Querarmes, beziehen.
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Um 1230
Grundriß
IV
rasen