Full text: Südlicher Teil ohne Arnsburg ([C, 3], Band 3)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Gotische 
Zeit 
Großen-Linden 
Besondere Schwierigkeiten bereiten an den westlichen Triumphbogen- 
kämpfern die Verkröpfungen, die nach dem Schiff zu gerichtet sind und hier 
eine Fortsetzung fanden oder finden sollten. Abb. 37, 38. 
Die im Jahre 1907 wahrgenommenen Abbruchstellen rechts und links vom 
Triumphbogen können auch von einer früheren Kirche — drei- oder einschiffig — 
hergeleitet werden. Die verkröpften Profile stammen aber unbedingt aus dieser 
Zeit, die wir mit „um 1230‘ bezeichnen. Eine Dreischiffigkeit muß damals herge- 
stellt oder wenigstens beabsichtigt worden sein, und zwar im Rahmen der gleich- 
zeitig errichteten hohen Außenmauern. 
Welche Form könnte dann die dreischiffige Kirche gehabt haben ? Die Form 
der Basilika kommt nicht in Frage, weil das romanische Fenster der Nordwand 
zu hoch sitzt. Zu einer Basilika würde auch das Verhältnis von Seitenschiff- und 
Mittelschiffbreiten, das bei Annahme der lichten Weiten sich mit 1:4 ergibt, 
nicht passen. Bei einer Hallenkirche wäre ein solches Verhältnis allenfalls denkbar, 
wenigstens wenn man Anregungen aus Frankreich — unmittelbar oder über West- 
falen — annehmen will. 
  
Dann wäre zu prüfen, wie die Fortsetzungen der verkröpften Profile ausge- 
sehen haben könnten. 
Zunächst vermutet man Arkadengesimse. Es läßt sich aber keine Form erfinden 
für eine dreischiffige Kirche mit Arkaden, die unterhalb der Gesimshöhe geblieben 
wären, und bei denen zugleich die Außenmauer mit dem romanischen Fenster be- 
stehen könnte. 
Dagegen lassen sich Pfeilervorlagen in der Richtung nach dem Schiff zu 
annehmen, die den Stützen von Arkaden entsprochen haben würden. Die Kämpfer 
des Triumphbogens hätten sich als Kämpfer der Pfeilervorlagen fortgesetzt. Für das 
Mittelschiff wären Kreuzgewölbe, für die Seitenschiffe quergestellte Tonnen an- 
zunehmen. Unter dem Scheitel einer solchen Tonne hätte das romanische Fenster 
allenfalls gerade noch Platz gefunden. Als Beispiele für diese Kirchenform sind die 
Dorfkirchen zu Balve und zu Kirchlinde in Westfalen zu nennen. 
Ob es wirklich so war oder so beabsichtigt war, ist nicht zu sagen. Alles ist 
Vermutung, aber begründete Vermutung; und es ist Pflicht dessen, der ein solch 
rätselhaftes Bauwerk beschreibt, für die überlieferten Merkmale Erklärungen zu 
suchen. Das Wahrscheinlichste bleibt, daß der innere Ausbau durch Arkaden 
überhaupt nie zustande gekommen ist. Es mag damals, als man die Vierung 
änderte, die Absicht bestanden haben, eine dreischiffige Kirche zu schaffen; des- 
halb hatte man die Verkröpfungen vorgesehen. Während der Ausführung hat man 
den Plan geändert und sich zu einer einschiffigen Kirche entschlossen, was dann 
die Preisgabe der Querschiffarme unmittelbar zur Folge hatte. 
4. In der gotischen Zeit wurden in der Südmauer die kleinen romanischen 
Fenster durch größere, gotische ersetzt. In die Westmauer des südlichen Quer- 
armes wurde eine gotische Tür eingefügt. Sie wurde später zugemauert, als man 
die benachbarte Tür in der Südmauer schuf — noch in gotischer Zeit. Damals 
     
   
  
  
   
   
   
  
   
    
   
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
     
	        
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