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78 Hanzeit — Griechisch-römischer Stil
keit, mir seine Studien über die ältesten Erwähnungen einer figürlichen Kunst
in der chinesischen Literatur zur Verfügung zu stellen. Bei der Bedeutung dieser
Forschungen bringe ich auf den folgenden Seiten den Beitrag unv erkürzt zum
Abdruck. Conrady schreibt:
„Wenn ich der Ansicht bin, daß China auch vor der Ts’inperiode schon eine
este fisürliche Kunst besessen oder doch nicht ganz ent behrt habe, so stütze
ich artan dabei auf die meines Wissens zumeist noch nicht oder doch nicht
in diesem Sinne verwerteten Nachrichten der älteren chinesischen Literatur,
die ich hier folgen lasse.
Ich beginne mit der Plastik als dem am frühesten beglaubigten Zweige.
Hier an denn zunächst wohl die ‚‚Menschenbilder“ (siang- jen) ın Be-
tracht, die nach dem alten Chou-li !) bei fürstlichen Begräbnissen auf dem
Paradewagen mitgeführt und am Grabe feierlich von ihrer Bestimmung ver-
ständigt werden: den Toten als (beseelt gedachte) Repräsentanten seines Ge-
folges in das Jenseits zu begleiten. Die landläufige chinesische Meimung will
darin jene rohen Strohfiguren (chu-ling ,„Strohseelen“) sehen, die man der
Überlieferung nach im hohen Altertum — als wahre „Strohmänner“ — zu
diesem und anderen religiösen Zwecken verwandte, und von denen wenigstens die
Tiernachbildungen (Pferde und Hunde) bei Lao- -tze,?) im Tso-chuan, ?) bei
Chuang-tse‘) für das 7. bis 4. Jahrhundert v. Chr. bezeugt und auch zur
Han-Zeit noch in Gebrauch gewesen sind -—- wie denn die Sitte ja wenig
verändert noch heute fortlebt. Allein dem widerspricht doch wohl der Name, der
sonst „‚Bildsäule“ zu bedeuten pflegt, und daneben auch eine andere Tradition,
wonach gerade die Chou-Zeit hölzerne Menschenfiguren statt jener primitiveren
| eingeführt hätte. Daß jedenfalls schon Konfuzius solche Grabfiguren aus
) Holz, angeblich sogar automatenhaft federnde, gekannt hat, zeigt sein von
Mencius) überliefertes Anathem gegen den unbekannten Erfinder dieser
sogenannten yung, aus dem zugleich hervorgeht, daß sie wenigstens damaligen
Augen höchst menschenähnlich und naturgetreu erschienen sind.
Diesen Nachrichten reiht sich sodann die Mitteilung des Kuoh-yü, ®) eines
Werkes vom Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr., an. König Kou-ts’ien von
Yüeh (496465 v. Chr.) habe die Gestalt seines verstorbenen Ministers Fan Li
aus gutem Metall nachbilden lassen, um sie darauf mit seinen Beamten zu
verehren. Zwei weitere Beiträge gibt ferner das etwa hundert Jahre später
verfaßte Chan-kuoh-ts’eh: die hübsche Fabel Meng Ch’ang-kün’s (7 279 v. Chr.)
vom Holzbild und der Tonfigur,?) die er ungefähr im Sinne der unsrigen
vom irdenen und eisernen Topf miteinander reden läßt, und die Anekdote
von dem gottlosen König Yen von Sung (327—285),) der die Bronzestatuen
seines an — resp. das Holzbild des Königs Ch’ao von Ts’in?) —
1) K. 21 (Kl.-Ausg. 5, 41b); Biot, Le Teheou-li, II, 23.
2?) 'Tao-teh-king K.S
3) Chin. Classies V, 347.
4) 5 (14), 25b; Tegge, Sacr. Books of the East, 39, 352,
9) El IV..6 (Chin. Class. II, 133); cf. Li-ki 25 a (Legge, SBE., 27, 173). Beide
Stellen bei de @root, Religious System of China II, ne
6) 21, 11a der japanischen Ausgabe; de Harlez, Koue yu II, 268; kurz auch in
Tschepe, Hist. du royaume de Ou, V ariötes sinologiques X, 159,
?) Chan-kuoh-ts’ek 4, 31a/b, vgl. Shi-ki 75, 3b und Feng-suh-t’ung-i 8, 5a/b. Eine
Anspielung auf Holz- und Tonfiguren vielleicht auch bei Chuang-tze 7 (21), 18a: Legge,
SBE., 40, 43. :
8) Chan-kuoh-ts’eh 9, 18a.
9) L. c. 9, 30a und Shi-ki 69, 25b.