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Allgemeines
In der Bronzezeit lebte das Volk in seinen einfachen Hütten mit den geringen
Ansprüchen der Bauern. Nur der Kaiserhof entfaltete Luxus; als Zeichen der Macht
wurde der Palastbau errichtet und kostbare Prunkgeräte hergestellt.
Die einzige Kunst, die bereits in sehr früher Zeit allgemeine Verbreitung er-
langte, war die Musik. Der Tanz wurde bei allen öffentlichen Festen gepflegt, und die
Gedichte und Romane erzählen vom Flöten- und Gitarrespiel. Blinde Sänger —
Zeitgenossen Homers — haben schon am Hofe der Choukaiser gesungen und sich
auf den verschiedensten Instrumenten begleitet. Die Musik war die wesentliche
Kunstpflege des Altertums. Die Engel im Himmel, als treue Bewahrer der Lieb-
habereien der alten Zeiten, werden noch heute tanzend und spielend dargestellt.
Mit dem Zunehmen des Studiums und der Verehrung der Kalligraphie und
unter dem wachsenden Einfluß der philosophischen Werke und der weitverbreiteten
Dichtkunst trat die Malerei in der nachchristlichen Zeit immer mehr in den Vorder-
orund des Interesses. Häufig waren die Bilder von den Kalligraphen als Illustrationen
des Textes gemalt und galten nur als Abart des Schreibens. Es entstand ein
eigener Beruf der Maler, aber in ihrer ästhetischen Auffassung, im Schwunge des
Linienrhythmus, blieben sie stets von dem Gesetz der Schriftmalerei beeinflußt.
Der Buddhismus brachte eine pessimistische Lebensauffassung des Entsagens,
die philosophischen Ideen von Konfuzius lehrten die Tugend üben und höher schätzen
als kraftvolles Handeln, und die Ahnenverehrung führte immer wieder von der leben-
digen Gegenwart zurück zur Betrachtung des Vergangenen. Aus diesen Gedanken-
gängen entstand jenes chinesische Ideal, das so gewaltig und eigenartig die
Kunst beeinflußt hat.
Nicht der Mann der Kraft, nicht ein Herkules oder ein Siegfried wird das Ideal-
bild des Volkes, sondern der Mann der Tugend und der Gelehrsamkeit, der Einsiedler
und der Philosoph. — Tugend, nicht Tapferkeit erobert die Reiche und beherrscht
sie. Der Kaiser bleibt zu Hause und nur durch seine Tugend zwingt er die namen-
losen Heeresmassen zum Siege. Dynastien hören auf, wenn die Moral verloren geht.
Es gibt kein göttliches Recht, um Unrecht zu tun. Das Leben im Palast und auf
der Jagd, mit der Geliebten oder mit Freunden, beim Spiel und Gelage ist häufiger
dargestellt als der Kampf, jenes Lieblingsmotiv der Dichter der alten Griechen und
Germanen. Aber am häufigsten finden wir in der nachchristlichen Zeit die Jünger
Buddhas, die lehrenden Priester, die diskutierenden Weisen oder den einsamen
Wandersmann in der großen, freien Natur. Allmählich tritt der Mensch immer mehr
zurück, und das Stimmungsbild der Natur wird zur höchsten Ausdrucksform der
Kunst erhoben. Sich zurückziehen einsam in die Natur, die alten Schriften studieren,
Verse dichten und Bilder malen oder bewundern, wurde höher geschätzt als die
Tagesarbeit und die körperliche Leistung.