118 Verschiedene Dynastien — 3. bis 7. Jahrhundert
fassung steht. Das Muster ist mit flüssigem Wachs aufgetragen und dann der Grund
des Stoffes dunkelblau oder auch grün, gelb und rot gefärbt. Diese Technik, die heute
rioch bei einzelnen Stämmen der in den Bergen Südchinas!) lebenden, unkultivierten
Miautzevölker angewendet wird, läßt das Muster deutlich in der Silhouette erscheinen.
Auf der Fläche sind oblatenartig die verschiedensten Vorlagen aus der Malerei zur
Füllung, ohne Rücksicht auf eine geschlossene Komposition, zusammengetragen. War
auf den Reliefs und Töpfereien der Hanzeit alles in stark betonter Bewegung
(Abb. 26), so sehen wir auch hier (Abb. 78 unten) die alten Motive des D
schießenden Jägers (s. 8. 60, Abb. 56) mit den gejagten Tieren und dem geflügelter
Steinbock im mykenischen ‚‚fliegenden‘“ Galopp. Die zwischengestreuten Blumen nd
die ganz primitiv stilisierten Berge, eigentlich nur Bergornamente i in gewellter Linie,
erinnern an römische Mosaikfußböden. Dagegen die Hauptfigur en der Bilder atmen
die vornehme Ruhe einer reifen Kunst. Der V ogel ist nicht mehr als stilisierter Vogel-
typus, sondern als Falke (Abb. 79) mit dem charakteristischen Ausdruck des lauern-
den Raubtieres gemalt. Eine Spezialis sierung der Tiere ist durchgeführt. Das auf-
horchende Reh (Abb. 78), das am Nest stehende Fasanenpaar und der Flöte blasende
Mann mit ihren intimen, lebenswahren Zügen weisen auf das Neue in der Kunst hin.
Es ist eine an die Fläche gebundene Dekoration, aber die Zeichnung der
Tiere zeigt eine so künstlerische Lösung der Aufgabe, daß wir eine hohe Vollendung
der Malerei voraussetzen müssen, damit ein handwerksmäßiges Kunstgewerbe so
ausgeführt werden konnte. Allerdings ist die Ausführung wesentlich später, aber das
Studium der Tiere und Pflanzen ebenso wie das Verständnis für abgepaßte Bilder und
die Darstellung von einzelnen Tieren, rein als künstlerisches Problem erfaßt, verlangte
eine jahrhundertelange Vorarbeit. Waren die Künstler der Hanzeit noch völlig an den
erzählenden Inhalt als den eigentlichen Zweck ihrer Illustration gebunden, so treffen
wir hier Werke an, die bereits aus Freude an der ästhetischen Wirkung geschaffen sind.
Wir sehen Kunstregeln sowie Auffassungen angewendet, die in den späteren
Zeiten variiert, durch Erfassung des Seelenlebens vertieft, aber niemals überwunden
werden. Das ästhetische ed fnna der Überziehung der ganzen Fläche mit dekora-
tiven Elementen ist von der Relieftechnik En
Dieses sind mit die ältesten Bilder, die in Japan erhalten sind, und in ihrer
Auffassung, wenn auch nicht im Stile der on, dürften sie der Kunst des
4. bis 6. Jahrhunderts in China entsprechen. Daß alle in Japan befindlichen Kunst-
werke etwa bis um die Mitte des 8. Jahrhunderts ausschließlich vom Festlande ein-
geführt oder von eingewanderten Koreanern und Chinesen oder deren Schülern her-
gestellt sind, ist eine Tatsache, die von allen japanischen Schriftstellern der Zeit be-
stätigt ri 2) Wir können daher ohne weiteres die Schätze Japans als maßgebend
für die chinesische Kunst aus einer etwas früheren Zeit ansehen.
Die chinesische Literatur gibt über zahlreiche Maler sehr ausführliche Angaben,
die Giles mit großem Fleiße zusammengetragen und übersetzt hat.3) Aus der Zeit
von 265—420 sind besonders 28 Künstlernamen berühmt, aber neben Anekdoten
und den Titeln einzelner Bilder erfahren wir nichts über den Stil und die Technik.
Den chinesischen Historikern waren die Bilder bereits unbekannt, und sie berichteten
nur nach alten Traditionen. Am berühmtesten galt Huachien, aber der Biograph
!) Ryuzu Torti, Artistic desiens used by the Miao-tze tribe. Kokka, Heft 186. —
Diese bei der in die Berge vertriebenen Urbevölkerune erhaltene Technik wurde in
China in der Sui- und Tangzeit und in Japan 710—794 angewendet, aber dann ver-
gessen. In Batavia ist sie noch heute in Ü bung und ist von dort als „Batik“-Technik
vor wenigen Jahren zu uns gekommen. Technik beschrieben: Zeller, Jahresbericht des
Berner Museums 1907, S. 28—44, 1 Tafel.
?) Kosaka Hamada, Seulpture of the Tempyo Era. Kokka, Heft 183, S. 40.
®) H. Güles, An introduction to the history of Chinese pictorial art. Shanghai 1905.