Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

   
   
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
    
  
   
   
  
    
    
  
  
      
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Felsrelief — Bronzefiguren 135 
Diese innige Liebe für die Allgewalt der Natur war ein Rest des uralten Natur- 
olaubens, der Verehrung von Bergen und Flüssen, der Symbolisierung der Natur- 
kräfte in Drachen und Tigern. Erst in China ist der Buddhismus mit dieser älteren 
Anschauung jene Verbindung eingegangen, die für die Auswahl der Orte zur Errich- 
tung der Heiligtümer maßgebend wurde. Die überwältigende Wirkung durch die Groß- 
artigkeit der Landschaft auf die Seele der Gläubigen beeinflußte wesentlich die ost- 
asiatische Kunst. Die Landschaftsmalerei ist ohne die Verehrung der Natur und 
die durch Pilgerfahrten gepflegte Liebe zu diesen gewaltigen Naturdenkmälern nicht 
verständlich. 
Das scheinbar plumpe Felsrelief erhält durch diese Umrahmung erst seine 
volle Weihe. Auf dem koreanischen 
Buddha ist zwar die stilisierte Form 2 
der Nordweikunst beibehalten, aber die 
weichere Reliefierung, sowie die mehr 
gerundeten Linien bei dem Gewand und 
die Bewegung der Hände zeigen eine 
spätere Ausführung, etwa ausdem 8. J ahr- 
hundert. 
Nur die Steinreliefs haben die Jahr- 
hunderte überdauert, während Bronze- 
und Holzfiguren in China nicht mehr 
vorhanden sind. Aus den literarischen 
Quellen wissen wir,!) daß gleich gewaltige 
Riesenbuddhas auch in Bronze her- 
gestellt wurden. Im 5. Jahrhundert waren 
viele Künstler für ihre Bronzefiguren be- 
rühmt, und sogar ein Prinz schuf einen 
etwa 5 m hohen Buddha. Nach Vollen- 
dung des Gusses zeigte sich, daß die 
Schultern im Verhältnis zum Kopfe zu 
breit waren, deshalb feilte er so viel ab, 
bis das richtige Verhältnis geschaffen 
war. Hieraus entnehmen wir, daß es sich 
ae nn Vollguß handelte und noch Abb.96 Buddhas mit Kranzumrahmung und Rosetten. 
nicht, wie in viel späterer Zeit, um den Stuckrelief, Obergewand rot, Untergewand blau, 
Trsatz durch dünnes Kupforblech auf rin er "Aus den Ruinen Dahdan-Ue, 
einem Holzgestell. Die Vollgußfiguren  (ausıklch "Ancient Khetan, Tat LM) 
mit ihrem enormen Gewicht hatten wır Text s. 8. 136 
bereits in der Hanzeit kennen gelernt 
(8.68). Daß derartige gewaltige Bronzemassen in einem Stück gegossen werden, 
scheint kaum wahrscheinlich. Vielmehr dürfte hier die gleiche Technik angewendet 
sein wie bei der ältesten, 16 m hohen Riesenfigur in Japan, dem berühmten 
„Nara Daibutsu“ von 749. °) Einzelne Teile wurden für sich gegossen und dann 
mit Zinn unter Bleiausfüllung der Fugen zusammengelötet oder auch direkt an 
die vorhandenen Stücke angegossen. Sobald Blasen oder andere Fehler ent- 
standen, wurden die Löcher mit Wachs ausgefüllt und eine Form aufgesetzt, so 
daß neues Metall an das erkaltete heranfließen konnte. Da der Transport der 
fertiggegossenen Metallmassen kaum ausführbar gewesen wäre, wurden die Öfen 
und Blasebälge an den Ort der Aufstellung gebracht. Diese Technik entspricht 
  
1) Giles, An introduction to the history of Chinese pictorial art. Shanghai 1905, 8. 26. 
2) Münsterberg, Japanische Kunstgeschichte. Ba. II. 8. 141. 
 
	        
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