158 Verschiedene Dynastien — 3. bis 7. Jahrhundert
eigenartige, gebrochene Schnörkellinie. War bisher stets eine Mittelachse beachtet, der
sich das übrige Bild angliederte, so ist hier zum ersten Male ein völlig unsymmetrischer
seitlicher Aufbau (Abb. 116, 117) durchgeführt. Mit sicherem
Gefühl ist in vollendeter Weise das Gemälde zu einer eleganten
Ornamentik umstilisiert. Selbst die Menschen sind Ornamente
oeworden, und doch ist jede Figur lebendig beobachtet. Die
einzelnen Motive sind bekannt, aber alles ist phantastisch
| und ungewöhnlich in Aufbau und Zeichnung ausgeführt.
))) Woher aber kommen die Terrainmuster mit ihren ge-
bogenen und gebrochenen Linien, die wie aus Steinen eines
barocken Baukastens zusammengesetzt erscheinen? Nirgends
INS habe ich Anhaltspunkte gefunden. Nur ein Bronzestück aus
alter Zeit (Abb. 119) hat einen eigenartigen Bogenansatz, der
Abb. 119 Nach oben ge- einen losen Zusammenhang mit der Bogenform des Berges
richteter Tierkopf mit (Abb. 116) als möglich erscheinen läßt. Der Tierkopf sowie
Hakenornament, auf dem
Taube sitzt, Zeichnung die Taube erinnern an griechische Arbeiten, und das Ganze
wahrscheinlich nach ” ; ; ; ER 5
Siner Bronze, vielleicht dürfte unter griechisch-skythischem Einfluß entstanden oder
griechisch-skythischer ans ‚Grieche I Be ne : Aber außer liese
Stil, 1. Jahrtausend aus Griechenland importiert sein. Aber auber diesem zu-
y. Chr. fälligen Stück ist nichts erhalten, um feststellen zu können,
(Aus: Seishin Kokkan) Be s ; : . » .
welcher Einfluß die chinesische Malerei zu einer derartigen
Ornamentik entwickelt hat.
Zusammenfassung
Kassen wir die Kunst des A. bis 6. Jahrhundsrea 7
sammen, so sehen wir ein mächtiges Streben, von der an
die Fläche gebundenen Dekoration loszukommen und selb-
ständige Kunstwerke zu schaffen. Die Kunstgesetze der
damaligen Zeit bleiben maßgebend für die Entwicklung
der chinesischen Kunst.
Wahrscheinlich unter dem Einfluß römischer Antike
entstand eine nationale, chinesische Kunst, welche die Dar-
stellung der. Menschen zu einer hohen Vollendung brachte.
Die bedeutungsvolle Pose einzelner Figuren und die male-
rische Komposition ganzer Gruppen werden geschaffen, aber
oO
noch bewahrt das Gesicht etwas Typisches; es beginnt erst
das Streben der Individualisierung. Zunächst wird durch
äußere Mittel, wie die Richtung der Blicke, das Interesse
auf das Gesicht gelenkt. Bäume und Pflanzen werden stili-
siert und Berge noch als Ornament gezeichnet; es fehlt
jede Stimmungsmalerei und deshalb die Landschaft.
Die buddhistische Kunst steht unter dem Einflusse der
gräko-indischen Kunst, zeigt aber Ansätze zu einer eigenen
Weiterentwicklung.