160 Tangzeit (618—960)
kunst ausführt, kann fast wörtlich auch für die bildende Kunst gelten. Keine
wirtschaftlichen, politischen oder religiösen Neuerungen erlangen in der folgenden
Zeit die Kraft, die einmal entstandene Ideenwelt der Chinesen zu erschüttern.
Diese ist im wesentlichen bei dem Beginn der Tangzeit abgeschlossen, und es
blieb dieser Blütezeit der chinesischen Kultur nur übrig, die Form der Aus-
führung ästhetisch und technisch zu vollenden. Die stilisierte Tradition, die
ihre realistischen Vorbilder aus ferner Heimat längst vergessen hatte, wurde
durch naturalistische Studien zu neuer Vollendung umgeformt. Durch das
Vertiefen in das Leben der Natur entstand der Sinn für die Landschaft mit ihrer
Fernwirkung und Lufttönung, mit ihren bunten Frühlingsfarben und der weißen
Abb. 121 Prozession mit Palmenwedeln, Felsrelief in der Mittelgrotte Pinyang, in den Grotten von Longmen,
bei Honan, auf Befehl vom König Tai vom Weistaat, 642
(Aus: Chavannes, Voyage archeologique dans la Chine septentrionale, 1909)
Text s. S. 161
Schneefläche. Die Linienführung wurde nicht vergessen, aber durch tonige Farb-
flecke unterstützt.
Die Dichtung wurde den Malern die Führerin in das Reich der Stimmung.
Nicht mehr galt es nur, Menschen und Dinge sachlich erzählend neben-
einander zu stellen, sondern sie zu Trägern von Gedanken und Empfindungen
zu gestalten. Der Ausdruck des Gesichtes erhielt größere Bedeutung, die
Hinzufügung von Bäumen und Bergen führte zur Entwicklung der Landschafts-
malerei, und selbst die einzelne Blume wurde zu einem stimmungsvollen Kunst-
werk geformt.
Wie auf allen anderen Gebieten, so erlebte auch die Bildhauerei und Malerei
unter der Tangdynastie eine Blütezeit.
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