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Wu Taotze — Schwarzweiß-Impression — Landschaft — Hsü Hsi — Lotus 181
kräftigen Pinselführung sind, aber fehlerhaft in den Tuschtönen“.1) Es fehlen alle
Möglichkeiten des Vergleiches mit verbürgten Originalen.
Im Tofukujikloster in Japan’ wird ein farbiges Triptychon aufbewahrt, das
Wu zugeschrieben wird. Wenn es auch nach dem Gesagten kein Original von Wu
sein dürfte, so können wir doch den Japanern glauben, daß es ein Stilbild der
Tangzeit ist (Abb. 140). Dieses Meisterwerk zeigt in der Mitte Buddha in sich
versenkt und an den Seiten Bodhisatvas, auf dem weißen Elefanten und einem
Fabeltiere sitzend. Der naturalistische, liebliche Ausdruck der Gesichter, der vor-
nehme Faltenwurf, dessen weich abgerundete Bewegung mehr durch Töne als
durch Linien angedeutet sind, überhaupt das Vermeiden jeder harten Kontur, der
harmonische Dreiklang im Aufbau, das Zurücktreten der Einzelheiten gegenüber
dem Gesamteindrucke der Figuren und vor
allem die geistige Vertiefung können nur ein
Werk vollendeter Meisterhand sein oder eine
gute Kopie nach einem solchen. Die spätere
Zeit hat. wohl Gleichwertiges, aber nichts
Schöneres geschaffen, soweit aus den bisher
vorliegenden Abbildungen zu erkennen ist.
Eine Kwanyin ?) im Daitokujitempel wird
ebenfalls Wu zugeschrieben, aber Tajima weist
wohl mit Recht darauf hin, daß es eine viel
spätere Arbeit sein dürfte. Es erinnert an den
Stil des Sungmeisters Li Lungmien, aber ist
in der eleganten Linienführung vielleicht eine
japanische Arbeit. N
Aus dem Ende der Tangzeit wird der Maler
Hsü Hsi genannt, der „für Blumen, Bambus,
Bäume,Fische, Zikaden, Schmetterlinge berühmt
war. Er besuchte meist Küchengärten, um seine
Modelle zu suchen“. Eines seiner berühmtesten
Bilder war ein Granatbaum mit mehr als hundert
Früchten, ein anderes stellte eine Päonienpflanze
mit mehreren tausend Blättern und nur drei
Blumen dar. ‚Die meisten Maler,“ sagt ein
Kritiker, „suchen bei den Blumen eine genaue. App. 141 Lotuspflanzen, unten links (schlecht I
Ähnlichkeit mit dem Original zu geben, nicht so erkennbar) eine Wildente, farbige Malerei,
es £ 3 . . .. etwa 1,2 m hoch, im Chionintempel, Kyoto, Il
Hsü Hsi,“ und wirklich sehen wir trotz sorgfäl- Japan, von Hsü Hsi, Zeit der fünf Dynastien |
tiger Beobachtung der Natur bei seinen Arbeiten Ak Dafirn a nee
eine elegante und geschmackvolle Füllung des Bd. II)
Bildraumes. Er soll zuerst alle Blätter und
Stengel schwarz gezeichnet und dann erst farbig koloriert haben, denn die Beobachtung
der Struktur des Objektes stand in erster Linie, und bei den Farben kam es mehr darauf
an, einen harmonischen Akkord zu finden. Das alte Motiv der Lotusblumen (Abb. 141
und Taf. II, B) scheint von Hsü zuerst in künstlerische Gestalt geformt zu sein, und
seine Art ist dann vorbildlich für alle späteren Zeiten geblieben. Auf der dunkel ge-
tönten Seide heben sich die dunkelgrünen Blätter im warmen Tone ab, und dazwischen
leuchten die weißlichen mit roten und rosa Tönen angehauchten Blüten und Knospen.
Dem gleichen Künstler wird auch ein Reiher auf einsamem Baumstumpf zu-
seschrieben (Abb. 142). Wir sehen die lebendige Bewegung des Tieres, aber die Aus-
1) Seiichi Taki, On Oriental India-Ink Painting, Kokka, Heft 203, S. 646.
2) Abbildung in Tajima, Selected relics of Japanese art, Bd. XVII.