Tangzeit (618—960)
führung erscheint etwas steif und hart,
so daß wohl nur die Hand eines ge-
ringeren Meisters angenommen werden
kann. Immerhin scheint Tajima mit
Recht in diesem Bilde den Stil einer
Zeit zu erblicken, die den Sungkünst-
lern, die großzügiger einen derartigen
Vorwurf erfaßten, vorausging. Das
wundervolle Bildchen eines Vogels auf
einem Apfelzweige (Taf. II, A) ist so
vollendet in Farbe und Komposition
und so tadellos erhalten, daß es eher
als ein Bild der Mingzeit erscheint,
aber japanische Gelehrte schreiben es
ebenfalls Hsü Hsi zu.
Andere Spezialisten entstanden
für verschiedene Stoffgebiete, so
für Landschaften in kleinem Format
und buddhistische Heilige; für Drachen
und Vögel, besonders Falken, Hühner
und Pfauen; für Bären und Löwen,
von denen 756 einer lebendig nach
Abb. 142 Reiher auf, Baumast mit Pflaumenblüten. China geschenkt wurde ; für Genre-
Farbige Alone ayfseide, ira Jgem Mach zusesinie- _ bilder, wie weiblicher Jongleur, Amme
(Aus: Tajima, Seleeted relies of Japanese art, B.XV) und Kind, Trommelspiel, besonders
Sn Frauen und junge Mädchen u. s. w.
Jung
Ein reicher Motivenschatz stand den Künstlern zur Verfügung.
Kein Werk ist erhalten, und alle die hundert Namen wären längst vergessen,
wenn nicht eifrige Historiker sie sorgfältig registriert hätten. Die wenigsten
Künstler besaßen die Kraft, eigene Schulen zu begründen, damit wenigstens ihr
Geist in fernen Geschlechtern hätte fortleben können. Nur für die Darstellung
von Pferden ist Tsaopa und noch mehr Hankan (japanisch: Kankan) bis
zum heutigen Tage berühmt und vorbildlich geblieben. Allerdings ist auch bei
ihnen der Ruhm, nicht die Bilder erhalten, so daß wir gar keine Vorstellung
von dem Stile bekommen. Was in China und besonders in Japan als Stil Hankans
ausgegeben wird, sind meistens dicke, runde Pferde, die entweder stillstehen oder
sich in typischen Stellungen bewegen. Im Verhältnis zu anderen Darstellungen
der Tierwelt erscheinen sie handwerksmäßig und ohne inneres Leben.
In gewissem Sinne — natürlich unter Berücksichtigung des anderen Materiales
— können wir vielleicht in den Reliefarbeiten (Abb. 123) einen Begriff von der Pferde-
darstellung der damaligen Zeit erhalten. Es sind naturalistische, weiche Formen.
Tajima hat ein der Tangzeit zugeschriebenes Bild veröffentlicht,!) das den Versuch
einer Verkürzung im Sinne der italienischen Meister darstellt. Drei Pferde
eines Gespannes, in Art eines römischen Dreigespanns in den Wolken, in dem ein
Mann steht, fahren uns entgegen, so daß wir das mittlere Pferd ganz von vorm
verkürzt schen. Aber die beiden anderen Pferde sind im Profil gezeichnet, als wenn
sie rechts und links weglaufen wollten. Die Füße, nach innen gekrümmt, sind
hochgezogen, so daß die Hufe sich fast unter der Brust befinden. Die Körper
sind so dicht beieinander, daß die Hinterteile der Pferde nicht sichtbar sind, aber
1) Tajima, Selected relics of Japanese art, Bd. XIII. Sürya im Saidaiji-Tempel,
Yamato, Japan.