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Christentum — St. Thomas — Andreaskreuz — Nestorianer 195
Jahrhunderten die Kreuze als Antiquitäten verehrt wurden. Das ist aber bei den
abergläubischen Chinesen gegenüber Dingen, bei denen sie sich nichts denken
können und die alt aussehen, sehr leicht.
Die verschiedensten Vermutungen sind aufgestellt worden; die einen glauben,
daß es Beweise für das älteste Vorkommen des Christentums im 3. Jahrhundert
sind, andere — besonders wegen der zwei großen Löcher — glauben an die Ver-
wendung zu praktischen Zwecken, wie Anker, Material zum Schleusenbau oder
dergleichen. Künstlerisch ist jedenfalls die Andreaskreuzform sonst nirgends ver-
wendet worden, und die eigenartige Gestalt läßt eher eine praktische Zufällig-
keitsform als ein Kultgerät
vermuten.
Verbürgte Nachrich- ;
ten über die Verbreitung
des Christentums ın China 0
haben wir erst aus der ot Ä a
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Tangzeit. Nestorianer, & ”
wahrscheinlich aus Syrien, u = ve.
waren die ersten christ- DE ER
lichen Missionare, und : > IS RK e
einige Steine (Abb. 154 VE 5 IE .
bis 157) mit Kreuzgravie-
rungen dürften von ihnen
herstammen. Eine aus- “ h
führliche Inschrift enthält
ein Stein (Abb. 157),t) der
1625 zufällig bei Sinanfu
gefunden wurde und dann
auf kaiserlichen Befehl in
einem besonderen Tempel
aufgestellt worden ist. Oben
zwischen einem chine-
sischen Ornament von
Drachenfiguren ist ein
Kreuz (Abb.155) gemeißelt pp. 155
Abb. 155
Kreuzornament auf Stein zu Singanfu, 781
und darunter eine Inschrift Abb.156« Stein mit Kreuz- und Lotusblumengeravierung, gefunden bei
der Pagode Chuilusse, Anfang 7. Jahrh.
von 1780 chinesischen b Stein mit Kreuzgravierung nahe bei der Pagode Tungehausse,
I 1 9. Jahrh., gefunden in Tsüenehou nördlich von Amoy, jetzt in
Zeichen. W ir erfahren, daß Christlicher Kirche
635 der Kaiser den Christen (Aus: Favier, Peking)
Olopen aus Syrien empfing,
ein Gesetz zum Schutze der Christen erließ und eine christliche Kirche gründete.
Der Nachfolger auf dem Thron ließ in allen Bezirken des Reiches Kirchen bauen,
so daß unter dem kaiserlichen Schutze sich der Glaube ausbreitete und selbst
hohe Beamte zu ihm bekehrt wurden. Zwar traten auf Betreiben buddhistischer
Bonzen zeitweilig Verfolgungen ein, aber nach wenigen Jahrzehnten wurden sie
wieder aufgehoben. Die Inschrift erzählt weiter von den Erfolgen des Glaubens
und daß der Kaiser (763) wohlriechende Räucherwerke schenkte und Speisen
verteilen ließ. Besonders wird die Unterstützung gerühmt, die ein bekehrter
General, der Vertraute des Kaisers, den Christen gewährte. ‚Von den Feinden des
y) The Open Court, Januar 1909: S. 18—28. — Holm, The Holm Nestorian expe-
dition to Siam 1907, Originalaufnahmen, 8. 29—41. — Wylie, Inscription of the Nesto-
rian Monument, Originaltext und Übersetzung, S. 45—48. — Williams, The Nestorians
and China. Außerdem eine umfangreiche, ältere Literatur.