1282 Des XVII. Jahrhunderts zweite Hälfte. II1. Heer- und Truppenkunde.
Der Verf. hat seine Arbeit dem Landgrafen Wilhelm VI]. gewidmet. In
der Einleitung sagt Backhausen, daß er die ersten Fundamenta seiner Wissenschaft
unter Gustav Adolf gelegt, und weist dann auf die Verdienste der hessischen Fürsten
hin, auf Landgraf Moriz, „welcher sonderliche Curiogität darinnen spüren vnd
seine Miliz wie auch damalige Landsvöl>er zu den Exercitiis militaribus auff
vnverhoffte Krieg3ruptur anführen lassen, zu dem Ende auch ein Büchlein in
Truck heraußgegeben.“ [S. 900] . . . „Dieses zur Conservation einer Republig hoc-
nöthige Stück haben auch in fleißiger obacht gehalten obgemelter Fürstl. Durch-
laucht Herrn Successores, als nemlich Wilhelmus der Standhaffte wie auch Wil-
helmus VI. Höchstseligen Angedenkens . .. Demnach aber nunmehr der durch
Gotte8 Genad eine geraume Zeit im H. Röm. Reiche gestandene Fried den Ge-
brauch der Krieg8-Waffen zurückgesetzt, also daß selbiger vom meinsten Theil
wiederumb vergessen . .. bin ich veranlasset worden, meine wenige Wissenschaft
denen, welche nicht exercirt, zum besten, auffs Papier zu bringen.“
Das Werkchen zerfällt in drei Teile, deren erster vom Exer-
citium des Troups handelt, unter besonderer Berücksichtigung der
Mu sSketen.
Der Trupp steht se<3 Mann hoch u. zw. in der Grundstellung derart,
daß zwischen je zwei Mann sowohl in der Rotte als im Gliede noc< ein Mann
Plaß finden kann. „Nemblich es nimt die Reye oder der Mann wie er stehet
in seiner positur 3 Schuh Raum ein in der fronte, deßgleichen auch die Straße
zwischen zweyen 3 Schuh weit, derogestalt, daß 10 Rotten oder Reyen und ZEI
9 Straßen 57 Schuh im stand begreiffen. Die mensur und maß zwischen den DK4
Gliedern soll 6 schuh weit seyn, darunter die Stelle so der Mann oder das Glied u dil
halten, eingerechnet ist.“ =- Gewehr bei Fuß wird die MusSkete derart gehalten, (reiten
daß der Ladesto> vor und der Lauf nach hinten gewendet ist. Die Muskete Ven
wird etwas vorgeneigt, damit sie, falls sie zufällig lo8geht, den Mann nicht ver- “
wundet. Die Lunte befindet sich in der linken Hand, der brennende Teil am
kleinen, der blinde am Zeige-Finger. „Derjenige Officirer, welcher seine Vnter-
gebene in Exereitiis zu vnterweisen vornimmt, hat das gemeine Sprichwort zu 8
bedend>en: Wann man will Vögel fangen, muß man mit keinem Brügeln darunter Sem 2
werffen! vnd sich so viel möglich des schlagens enthalten, sondern mit Worten .
corrigiren, e8 sey dann daß eine obstinate Halstarrigkeit gespühret würde,
welcher zu remediren nicht3 köstlichers als eine gute Brügel-Suppe ist.“ Das
Exercitium beginnt mit dem Auf- und Abnehmen des Gewehrs und dem
Präsentieren desselben; dann folgen die Wen dungen und das Doubliren.
„Die Glieder doubliren ist nichts anders5t als die Fronte oder die Rotten ver-
mehren, bey welcher Doublirung aber die Reye nur in drey Mann hoch kompt.“
Entgegengeseßt ist das Doubliren der Rotten, „welche bei den Teutschen, Fran-
zosen vnd Schweizern in sechs Mann bestehen.“ =- Vom Contremarc. =
„Vom Fewrgeben vnd Gebrauch des Gewehrs bey dem Exereitio.“ Für ge-
wöhnlich werden dabei 19 Befehl3worte gerufen ; doch gibt es auch eine andere
Manniere mit nur 7 Commando3. Diese lauten: „Nemet das Gewehr ab vnd