Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

    
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
  
    
  
  
  
  
  
    
Sungzeit (960—1280) 
Leise geht das Wasser, leise, 
Und kein Schilfrohr ist geregt, 
Niemals hat in schönerm Gleise 
Herzenseintracht sich bewegt u. Ss. w. 
oder 
Die Wasserlilie wächst am See, 
Sie steht in Blüte. 
Um einen schönen Mann ist weh 
Mir im Gemüte u.s. w. 
Fischer 
Der Fischer sitzt am Strome Ki, 
Die Fische sind ins Netz gegangen; 
Doch meine Angeln haften nie, 
Und jeder Wunsch bleibt ungefangen, 
Dich kann ich her nicht ziehen, 
Du bist mir ganz entgangen u. S. w. 
Blüten und Blätter 
Wie glänzt der Pfirsichbaum, 
Wie strahlet seine Blüte! 
II) Wie wird die edle Braut 
Erfreuen des Mannes Gemüte u.s. w. 
oder 
Pfirsichblüt’ und Aprikosenblüte, 
) Wie sie rot und weiß beisammenstehn, 
Also ist die Schön’ und Güte 
I Des vermählten Paars zu sehn u. s. w. 
  
INT oder 
ni Eh’ die Maulbeerblätter fallen, 
| Sind sie lieblich bunt zu schauen, 
Wenn sie streben zu gefallen, 
Sind dem Falle nah die Frauen u. s. w. 
oder 
Schweigend neigt der Reis die reichen Spitzen 
Und die Hirse reift ihm nach. 
Wir genießen nicht, was wir besitzen; 
In der Brust erstirbt mein Ach u.s. w. 
Vöeel 
Wenn früh die Sonne steiget, 
Erwacht der Goldfasan, 
Im Gipfel er nicht schweiget, 
Ruft die Fasanin an. 
Diese Beispiele ließen sich ins Unendliche vermehren. Jede Jahreszeit und jede 
Tagesstunde, jedes Naturereignis und jedes Wetter, fast jeder bedeutsame Berg 
oder Fluß ist besungen worden. Die deutschen Übersetzungen können nur ungefähr 
den Inhalt wiedergeben, während der künstlerische Wert, der in der eigenartigen 
chinesischen Sprache begründet ist, völlig verloren geht. 
In diesen Versen, mit ihren Anspielungen auf historische Ereignisse oder 
mit ihren Bildern aus dem Gefühlsleben der Menschen, liegt für den Chinesen ein
	        
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