Liti — Kaiser Huitsung — Katalog — Fische 249
Der kaiserliche Mäcen Huitsung war nicht nur selbst Maler, sondern auch
Kunstsammler auf allen Gebieten, und seine ungeheuren Schätze hat er von Gelehrten
in illustrierten Katalogen verarbeiten lassen. Diese Bücher geben die eigentliche
Grundlage unserer Kenntnisse alter chinesischer Bilder, Bronzen und Jade. Es ist
ein eigenes Schicksal, daß dieser kunstbegabte Herrscher nur von 1101—1125
regieren durfte und dann zehn Jahre bis zu seinem Tod in tatarischer Gefangenschaft
leben mußte. Der ‚Katalog von Gemälden im Hsüanpalast‘‘ (Hsüan Ho Shu Pu)
in der Kaiserstadt von Kaifangfu in Honan, der damaligen Hauptstadt, erschien
1120 in zwanzig Büchern. Die Tatareneroberung (1125), die den Kaiser in Ge-
fangenschaft brachte, hat diese gewaltigen Sammlungen zerstreut und das meiste
vernichtet. An Gemälden werden nicht weniger als 6192 von 231 Malern aufgeführt
und bezüglich der Darstellung beschrieben.
a
Abb. 206 Pflaumenblüten auf dem Wasser, mit Fischen und Algen, a von Chinyo (?), auch Kocho und Sho-o
genannt; b von Joyeki (?), Sungstil
(Aus: Bijutsu Gaho, Bd. VII)
Die in dem Katalog getroffene Einteilung !) nach den dargestellten Sujets
ist charakteristisch für die Malereien bis zur Sungzeit und vorbildlich für die
spätere Klassifizierung geblieben. Die zehn Abteilungen umfassen: Taoistische
und buddhistische Vorwürfe; Menschen; Paläste und Bauten; Barbarenvölker;
Drachen und Fische; Berge und Wasser; Haustiere und Wild; Blumen und Vögel;
Bambusskizzen; Gemüse und Früchte. Wir sehen den Drachen zu den Fischen
oerechnet. Bilder, die hier ganze Abteilungen bilden, wie Barbaren, Paläste und
Bauten, sind uns bisher nicht in einem einzigen Bilde bekannt geworden, auch
Genreszenen, Frauengestalten, wilde Tiere fehlen. Nur solche Bilder sind uns
überliefert, die die Japaner im 15. Jahrhundert interessierten, und das waren neben
buddhistischen Bildern vorwiegend Landschaften, Blumen und Tiere.
Dem 10. Jahrhundert wird ein Bildchen zugeschrieben, das Blätter und Früchte
mit einer Eidechse zeigt (Abb. 205). Die zierliche und naturalistische Ausführung läßt
aber eine etwas spätere Zeit der Herstellung vermuten. Dagegen dürften die Fisch-
bildehen (Abb. 206 und 207) vielleicht aus der Sungzeit stammen. Nicht der einzelne
Fisch, nicht die Schuppen und Flossen sind ausgeführt, sondern eine aus dem Fisch-
1) Ausführliche Aufzählung in Bushell, Chinese art, Bd. II, S. 188—141.