Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

   
Gold hat besonders Kultbilder her- 
gestellt. In der Mongolenzeit wurde 
der Stil weiterentwickelt (Abb. 219). 
Ob ein Einfluß des Lamaismus, der 
aus Tibet in der Mitte des 13. Jahr- 
hunderts durch die Mongolen nach 
China kam, oder einer tibetischen 
Kunst stattgefunden hat, ist auf 
Grund der heutigen Nachrichten über 
die tibetische alte Kultur nicht fest- 
stellbar. Vielleicht wird man bei der 
jetzt erzwungenen Öffnung der tibe- 
tischen Lande ältere Kunstwerke finden, 
die uns eine lokale Kunstentwicklung 
zeigen. Alles, was bisher zu unserer 
Kenntnis gelangt ist, entstammt der 
späteren Mingzeit und entspricht im 
wesentlichen dem Chinesischen. 
In sorgfältiger Einzelausführung 
sind die Kultbilder (Abb. 219) von 
Chang Ssukung, einem in den 
chinesischen Annalen unbekannten 
Künstler, gemalt. Unsere Abbildung 
zeigt nur die Seitenflügel eines Tri- 
ptychons, in dessen Mitte Buddha mit 
einem sanften Gesichtsausdruck thront. 
Die Farben sind mit feinem Pinsel 
mühselig ausgearbeitet und eine Fülle 
von Einzelmotiven, Ornamenten und 
Schmuckteilen sind zusammengefügt; 
aber der Mühe der Arbeit entspricht 
nicht die Wirkung. Die Figuren sind 
mit Metallschmuck und Stoffen, die 
in gekünstelten Draperien arrangiert 
sind, überladen, so daß sie als Figur 
gar keine Wirkung ausüben, und 
ebenso sind die Tiere mit ihren 
Quasten und Gehängen behandelt. 
Trotz der übertriebenen Wildheit des 
fletschenden Löwenkopfes haben die 
Tiere keine Kraft und kein Leben in 
sich. Die Wächter der Tiere erinnern 
an die westlichen Beziehungen, die 
Kultbilder — Bunte Illuminierung — Illustration 
  
Abb. 220 Arhat Surinda, der vierte Schüler Bud- 
dhas, mit seinen Anhängern, farbig, etwa 1m hoch, im 
Shokokujitempel, Kyoto, Japan, gezeichnet: „Lu Hsin- 
chung aus Chingyuenfu* (Name von Ningpo in Chekiang 
während der Sung- und Yuanzeit) Maler unbekannt. 
Stil 13. Jahrh. 
(Aus: Tajima, Selected relies of Japanese art, Bd. XII) 
unter der Mongolenherrschaft angeknüpft wurden, denn in Gesicht und Kleidung 
sind es keine Chinesen. Nicht mehr sind die Götter als Ausdruck sittlicher Ideen 
für den gebildeten Literaten gemalt, sondern in prunkender Form als mystische 
Götzen für das Volk. 
In ähnlich kleinlicher Weise, aber mit Liebe und vielem Geschmack, werden 
auf anderen Bildern (Abb. 220) die Einzelheiten wie Stoffmuster, Kostüme und 
Gerätschaften behandelt. Es sind realistische Illustrationen, die mit hand- 
werksmäßiger Geschicklichkeit ausgeführt sind, aber einen tieferen Geist und die 
vornehme Auffassung der alten Meister vermissen lassen (Taf. Il, Bu. €). 
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
   
  
    
   
  
  
   
  
  
   
 
	        
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