Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

   
Genrebilder — Chien Shunchü — Landschaften 965 
Die Figur ist nicht durchgeistigt, aber in ihrer einfachen Schlichtheit vornehm auf- 
gefaßt. 
Auch Schwarzweißskizzen wurden ausgeführt, aber die geistige Tiefe und 
die poetische Luftperspektive ist auch bei ihnen verloren gegangen. Mit dem geübten 
Pinsel des Kalligraphen werden erzählende Handlungen statt Stimmungen gegeben. 
Selbst die Einzelfigur erhält mehr durch die Bewegung und die Beigaben als durch 
die vornehme Ruhe der Linien und Flecke ihre Bedeutung. 
Indra, dessen Name durch die Abstammung aus Indien von einigen erklärt 
wird, während andere wohl richtiger einen chinesischen Priester mit indischem Namen 
vermuten, hat viele derartige Skizzen gemalt (Abb. 222). In manierierter Art sind 
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Abb. 222 Der Priester Tanhsia wärmt sich an kaltem Tage am Feuer einer 
buddhistischen Holzfigur die Hände und wird vom Kollegen zur Rede gestellt, 
schwarzweiß auf Papier, etwa 35 em hoch, von Indra, Yuanzeit, 1280—1368 
(Aus: Kokka, Heft 173) 
in ein und demselben Stil des Striches Menschen und Bäume dargestellt. Hat 
dieses Bild noch manchen Zug der älteren Zeit bewahrt, so ist ein anderes von 
vyosen typisch für die neue Richtung. In einer mit vielen Einzelheiten belebten 
Landschaft steht der Heilige, gefolgt von einem Gläubigen, und bietet seine Bettler- 
schale dem in den Wolken erscheinenden Drachen dar (Abb. 223). Die Wellen 
sind mit harten Linien gezeichnet, während Bäume, Berge und Figuren in freier 
Pinselführung getuscht sind. Dem Bilde fehlt die Einheitlichkeit und Schlichtheit 
des Sungstiles. Die Bäume, der Wasserfall, der Drache und die Figuren können 
auseinander geschnitten als einzelne Bilder wirken; die Zusammenhänge sind so 
flüchtig, daß man die Arbeit eines Schülers vermuten möchte, der diese vier 
Einzelteile nach guten Vorlagen kopierte und notdürftig zusammenstellte. 
Die Landschaftsmalerei hat am besten die alten Traditionen bewahrt. 
Viele Bilder sind kaum von Sungbildern zu unterscheiden, nur das stärkere Hervor- 
treten von mystischen Zügen und die in der späteren Yuanzeit mehr konventionelle 
     
   
  
  
  
  
   
  
   
     
     
   
  
  
   
   
  
  
  
  
  
   
	        
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