2883 Mingzeit — Periode 1368—1500
Menschen als Typen eingeordnet. Mit dem aufkommenden Realismus werden
umgekehrt selbst die Götter als Menschen dargestellt. Diese moderne Malerei ist
nicht mehr für exklusive Kreise der Ästheten, sondern für die Allgemeinheit.
Die geistigen Interessen der Gebildeten hatten sich verändert und beschäftigten
sich statt mit romantischen Phantasien mit der realen Wirklichkeit des Tages.
Eine Familie (Abb. 253) ist auf der Terrasse versammelt. Die Kinder versuchen
in der Abenddämmerung Nähnadeln einzufädeln, Diener halten Fächer, während
kleine Kätzchen spielen. Jede einzelne Figur ist trotz der weiten, hängenden Kleider
Abb. 252 Kinder beim Brettspiel mit Zuschauer,
schwarzweiß, auf Seide, etwa 1,6 m hoch, Siegel von
Ta Hsien, unbekanntem Maler, Mingzeit, 1368—1644
(Aus: Tajima, Selected relies of Japanese art, Bd. XV)
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prächtig charakterisiert. Eine gewisse vornehme Zurückhaltung zeichnet die Mit-
glieder der Familie aus, während die beiden Diener, sich zueinander neigend,
gleichsam eine Gruppe für sich bilden und auch in der Bewegung abweichend
aufgefaßt sind. Die diskret zurücktretende Landschaft verstärkt die Stimmung
des dunkelnden Abends.
Ebenso köstlich sind einige Frauengestalten mit einem Kinde (Abb. 254),
die aus einem größeren Bilde ausgeschnitten sind. Die Bewegung des ziehenden
Kindes und die nur zögernd folgende Frau in einer zum Kinde hinabgebeugten
Stellung ist lebenswahr und anmutig. Die vornehme Grazie der Frauen, der
Linienfluß und nicht zuletzt die wundervollen, dunklen Farben geben einen Reiz,