Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

    
  
308 Mingzeit — Periode 1500—1644 
fläche. Die hohe steile Felswand und das kleine Boot, die Felsen in zackigen 
Kanten und die gerundeten Linien der Wellen, die zart getönte Fläche und 
die markige Baumskizze geben malerische Gegensätze von großem Reiz. Dabei 
ist die Komposition verhältnismäßig einfach und alle Teile in einer gemein- 
samen Luftstimmung zusammengetönt. Interessant ist die Bemerkung Tajimas, 
daß japanische Kunstkritiker der Südschule ein derartiges Bild als roh ver- 
urteilen. Allerdings fügt er von seinem Standpunkt aus hinzu, daß er nicht 
wüßte, warum. Wenn wir die vorhergehenden Bilder mit diesem vergleichen, so 
werden wir den Unterschied in Stil und Ausführung leicht erkennen, aber unserem 
modernen Kunstgeschmack dürfte diese kecke, etwas oberflächliche und harte 
  
Abb. 275 Triptychon: Katze und Papagei, Vögel und Lotuspflanzen, Wildenten und Schwalben mit Kirseh- 
baum und Weide, farbig, von Ryoteishin, Mitte des 16. Jahrhunderts 
(Aus: Bijutsu Gaho, Bd. V) 
Ausführung mindestens ebenso, wenn nicht besser, gefallen als die elegante 
Durcharbeitung auf den anderen Bildern. 
Dem Ende der Ming- oder dem Anfang der folgenden Epoche dürfte die 
nüchterne Landschaft (Abb. 274) angehören, die uns rein konventionell das Innere 
eines Hauses und ein Straßenbild zeigt. 
Den gleichen Gesetzen der komplizierten Komposition, des zusammen- 
hanglosen Aufbaues übereinander und der dekorativen Füllung der Fläche sind 
auch die Pflanzen- und Tierbilder unterworfen. Die Ausführung von 
Ryoteishin (Abb. 275) ist elegant und reich und besonders die Schönheit der 
Farben zu rühmen. Mitunter sind Verbindungen der einzelnen Teile, z. B. zwischen 
    
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
   
  
  
  
    
  
    
  
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