314 Mingzeit — Periode 1500—1644
Vertiefung des geistigen- Ausdruckes angegeben, sondern durch den Glanz des reichen
Gewandes und Schmuckes. Nur Götter können einen solchen Luxus entfalten. Trotz
der großen Mängel dieser Art Bilder müssen wir doch die technische Vollendung der
minutiösen Durchführung bewundern.
Besonders massenhaft" sind tibetische Kultgeräte hergestellt und er-
halten: Bronzen, in Formen gepreßte Tonreliefs und Malereien. Tibet war ein Priester-
staat (S. 200) und ein guter Teil der Bevölkerung lebte als Mönche in den Klöstern.
Dazu kam, daß die tibetische Religion immer mehr in leeren Formelkram und
abergläubische Sitten ausartete. So bekam
das Götterbild eine viel größere Verbreitung
als in dem mehr freidenkenden China.
An Indien erinnert ein sitzender Buddha
(Abb. 285). Trotz der typischen Stellung und
der unnatürlichen Körperform der schlanken
Taille ist die Figur voller Leben und Grazie,
Das gütige, schöne Gesicht und der in
Wolkenornamente aufgelöste und hoch über-
ragende Nimbus zeigen die Hand eines ge-
schickten Meisters. Wenn man die gewöhn-
lichen Herrgottschnitzerarbeiten, die im we-
sentlichen unsere Museen füllen’ und sogar
überfüllen, daneben sieht, wird man wohl
würdigen können, wie gut diese und die
nächsten Figuren in Bronze ausgeführt sind.
. Die abgebildeten Göttergestalten haben
alle eine sehr sorgfältige Ziselierung der
Bronze gemeinsam. Der reiche Schmuck, das
Diadem, die reichen Hals-, Brust- und Nabel-
ketten, die Armbänder und die Kleider sind
alle in starkem Relief, oft in Vollplastik her-
Abb.285 Akshobhya, der zweite der fimf en 8 daß eine starke Belebung der
großen Buddhas, mit Wolken-Nimbus, Bronze, Oberfläche mit Licht- und Schattenwirkungen
(Aus: Kolleklion & - Auktionskatalog.Pasis Cutsteht. Wenn wir ältere Bronzen zum Ver-
1904) gleich heranziehen (Abb. 104,' 105, :127), so
sehen wir am deutlichsten den großen Unter-
sche Früher weiche, verlaufende Übergänge, einfache Gewandung und das Inter-
esse auf das Gesicht konzentriert, geschlossene ernste Kontur, jetzt harte Schlag-
schatten durch die stark hass orkrefenden Kleinigkeiten , subtile Ausführung des
Beiwerkes, eine Überladung mit Äußerlichkeiten und eine unruhige , zierliche
Außenlinie. Innerhalb dieses Stiles ist die Ausführung oft (Abb. 286290) ganz
vortrefllich. Die Bedeutung der einzelnen Figuren ausführlich zu beschreiben,
würde zu weit führen, nur die eigenartigen Gestalten (Abb. 289, 290) von,
Yamantaka und Cakti möchte ich erwähnen. Es ist eine symbolische Ver-
körperung des Dualismus in der Welt, des männlichen und weiblichen Prinzipes,
des Yang und Yin (S. 33).
One ice Skulpturen zeigen eine weichere Ausführung (Abb. 291),
aber auch bei ihnen ist das Kleiderrelief tief geschnitten und elegant stilisiert.
Die Gesichter haben etwas Schematisches. ;
Als gute gotische Arbeit würden wir auf den ersten Blick ein Stein-
relief (Abb..292) ansprechen, wenn wir nicht bei näherem Zusehen bud-
dhistische Symbole erkennen würden. Diese Arbeit, die offenbar nur ein zufällig
zu uns gekommenes Werk von einer großen, bisher unbekannten Kunstschule ist,