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Beginn der Kultur 15
Mongolei, Mandschurei und Liautung, der nördliche Teil von Petschili und Shansi,
sowie ganz Zentralasien wurde von Nomadenvölkern, die in der Geschichte
später unter den verschiedensten Namen auftauchen, bewohnt. Ein riesiges
Völkerchaos belebte die weiten Landesstrecken, in denen die beständigen Völker-
verschiebungen und das Klima in den kalten Hochländern und in den sandigen
Steppen mit ihren geringen Flußläufen, die ihren Weg nur in Binnenseen
fanden, eine Beständigkeit und eigene Kulturentwicklung nicht aufkommen
ließen. So bildeten die ebenfalls aus dem Innern Asiens, wahrscheinlich aus der
Gegend von Khotan, eingewanderten Chinesen eine Kulturoase am Gelben Fluß im
fernen Osten.
Die ältesten Berichte sind angefüllt mit Schilderungen von fortgesetzten
Kämpfen gegen die westlichen und nördlichen Nachbarn. Während Jahrtausenden
kamen diese unzivilisierten Barbaren immer wieder auf ihren flinken Steppenpferden
zu Plünderzügen in die fruchtbaren Täler und blieben eine Geißel der chinesischen
Staaten.
Die Annalen verbinden den Beginn einer hohen Kultur — die eine
Umwälzung bewirkt haben muß, wie die in Japan in den letzten Jahrzehnten durch
den Anschluß an Europa — mit dem Namen des legendenhaften Kaisers Huangti
(2704—2595 v. Chr.). Eine weitere Entwicklung wird den mächtigen Dynastien der
Hia (2205—1766 v. Chr.) und Shang (1766—1122 v. Chr.) zugeschrieben. Die Namen
der Herrscher und ihre grausamen Kriegszüge, die blutigen Kämpfe um die Krone
mit allen Intrigen und Rachezügen, die Revolutionen und Bruderkämpfe, die
einen wesentlichen Inhalt der Annalen ausmachen, interessieren uns nicht; in unserem
Zusammenhange kann es gleichgültig bleiben, ob sie im einzelnen stimmen oder
nicht. Aber die Bedeutung, die den einzelnen Herrschern an der Entwicklung der
Kultur und Kunst zugeschrieben wird, ist für unsere Untersuchungen wichtig und
der können wir auf keinen Fall zustimmen.
Die Chronisten des 1. Jahrtausends v. Chr. haben offenbar alle Sitten und
Techniken, die etwa um das Jahr 1000 vorhanden waren, auf die früheren Herrscher
verteilt, wobei dem ältesten, völlig unhistorischen Kaiser der Hauptanteil zufiel.
Es geht aber nicht an, daß z. B. um 2600 die ersten Öpfergefäße in Bronze und
um 2100 die kaiserlichen Regalia, die neun Dreifüße, mit Verzierungen gegossen
werden, und erst unter der Shangdynastie (1766—1122) die Ornamentik formuliert
worden sein soll. Dieses ist um so unmöglicher, als die reichen Verzierungen
der Shangzeit bereits den Ausklang einer viel höher entwickelten Kunst darstellen
— wie wir weiter unten sehen werden — und daher von fremden Ländern mit-
gebracht sein müssen. Die eigenartige chinesische Ausgestaltung und die Viel-
seitigkeit der Muster kann vielleicht in der Shangzeit, als der Bronzeguß immer
beliebter wurde, entwickelt sein, aber die Grundelemente dürften mit der schwierigen
Technik des Gusses der großen Opfergefäße zugleich eingeführt sein.
Wir müssen daher, bis genauere Nachweise vorliegen, die ganze Kultur und.
Kunst der Bronzezeit, die in den Annalen von 2800 bis etwa 1000 v. Chr. auf-
geteilt ist, im wesentlichen als eine einheitliche Kulturschicht auffassen, die in
ihren wichtigsten Grundzügen aus einem fremden Kulturkreise übernommen ist.
Ob die Übertragung etwa im Anfang des 2. Jahrtausends auf einmal — wie die-
europäische Kultur in den letzten Dezennien in Japan — oder in fortgesetzten
Etappen, wie die chinesische Kultur im 4. bis 8. Jahrhundert in Japan — statt-
gefunden hat, wissen wir nicht und können wir aus dem geringen Material nicht.
erkennen.