Haustiere — Moderner Stil 335
Big ist in der modernsten Zeit ein gewisser Aufschwung der
Kunst zu erkennen. Die Bilder werden in weichen Tönen und diskreten, meist
hellen Farben gemalt, und das Streben, eine gewisse symbolische Stimmung zum
Ausdruck zu bringen, ist bemerkbar (Abb. 313a u. b). Vor allem ist die Arrangierung
geschmackvoll. Unter der verstorbenen Kaiserin-Witwe Tzehsi sind zahlreiche Bilder
an europäische Besucher verschenkt worden. Diese Sitte scheint. 1898 aufgekommen
zu sein, als am 16. Dezember zum ersten Male die Botschafterdamen der acht in
Peking vertretenen Großstaaten von der Kaiserin empfangen wurden.
Verhältnismä
a
Abb. 313a Päonien
Gesehenk an $. K. Hoheit, den Prinzen Rupprecht von Bayern von der 1909 ver-
mit ihrem Stempel und Datum: in der mittleren Dekade des letzten
Wintermonates
Die Päonien mit dem Gedicht:
Blumen, strahlend schön wie Edelsteine, gemalt bringen sie uns den ewigen
mit perlengleichem Tau benetzt, Frühling und zaubern ein Himmelsbild herbei,
umgeben uns wie eine Hülle aus das sich in seinem glückverheißenden
x Glanz mit den rosigen Wolken vermählt.
durehbrochner Seide und Brokat;
Von Chang Pohsi (dem Direktor des Unterrichtswesens) geschrieben.
(Originalaufnahme)
Abb. 313b Kiefernzweige
Farbige Malereien auf Seide,
storbenen Kaiserin-Witwe Tzehsi
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wird, dürfte ausgeschlossen sein. Geschenke
pflegte Sitte in China, und es ist sicher sinnig und feinfühlig, wenn statt Schmuck-
stücken, die überall gekauft werden können und die auch sehr viel Geld kosten,
liebenswürdige Produkte der nationalen Kunst verehrt werden. Das persönliche
Moment wird durch den Aufdruck des kaiserlichen Siegels und durch die uns
allerdings meist unverständliche symbolische Auswahl der Motive hinzugefügt. Aus
ältester Zeit werden ebenfalls Kaiser und Priester als Maler genannt, die aber ihre
Tätigkeit meist auf das „Augenstechen“ beschränkten. Das Bild wurde von einem
Maler gefertigt, und die berühmten Männer, unter deren Namen die Bilder
machten einen Punkt in die Pupille und hauchten dadurch
dem Bilde gleichsam erst das wahre Leben ein. Wir hatten schon die Sitte der
Geschenke aus dem 12. Jahrhundert kennen gelernt, als der Kaiser Huitsung
Falkenbilder an Stelle unserer Orden den Würdenträgern verlieh.
bekannt wurden,