Bildhauerei — Geistlose Konvention — Taoismus 339
Ausführung. Aber sicherlich sind es keine Figuren, deren Anblick erhebt oder
beglückt. Es ist die gefällige Ausdrucksform eines Glaubens, der in gedankenlose
Formeln sich verflüchtigt hat.
Mit dem zunehmenden Aberglauben, besonders bei dem Taoismus, wurden
immer neue Typen geschaffen. An die Torwächter der Tangzeit (Abb. 124—126) er-
innern die plumpen und grotesken Patrone der Seeleute (Abb. 318a u. b). Die hoch
flatternden Schleier sollen offenbar nicht nur andeuten, daß es Götter sind, sondern
auch den Seewind markieren. Die taoistische Religion hatte ursprünglich keine
Götterdarstellung; sie war aus rein theoretischen Betrachtungen und Gedanken
ohne historische Grundlage entstanden. Aber die tiefsinnigen und philosophischen
Worte waren der Masse unverständlich, und so mußte mit der zunehmenden
Abb. 320 Torhüter, Holzfiguren, bunt bemalt
(Aus: Price, Island of Amoy, Bibliothek Franke-Berlin)
Verbreitung der Lehre auch eine Popularisierung stattfinden. Die oft mystischen
Spekulationen Laotses wurden durch Zauberspuk und Aberglauben völlig über-
wuchert und schließlich in leere Formeln gepreßt.
Als man zur Anbetung für das Volk Göttergestalten herstellen mußte, da
wurden die buddhistischen Bilder übernommen u durch äußerliche Zutaten etwas
abgeändert. So sind auch die Schutzgötter des Taoismus für die Seeleute geschaffen.
Einen künstlerischen Wert besitzen die Figuren nicht, aber sie sind interessant für
die Darstellung. Die grotesken Gesichter erinnern an ganz ähnliche Masken in
Japan und zeigen, daß auch für sie das Vorbild aus China kam.
Moderne Darstellungen der Schüler Buddhas (Abb. 319) haben einen
etwas realistischen Zug. Der Faltenwurf ist nach der Natur beobachtet, die
Gesichter sind individualisiert, und besonders die Stellung des linken Arhat mit
dem spitzen Hut ist eine sehr lebendige Augenblicksbewegung. Recht ge-
schickt in Ausdruck und Bewegung sind zwei Torhüter geschnitzt und bemalt
(Abb. 320). Aber die kleinliche, unruhige Einzelausführung und die steife
Drapierung des Schleiers und Gewandes zeigen die Hand des handwerks-