Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

PR 2 ae e ELLE EEE RIES 
   
Die neue Kultur 19 
sich diese beiden Kampfesarten gegenüber, genau wie etwa 1700 Jahre vorher in den 
Kämpfen der Persermassen gegen die griechischen Helden. 
Auch wissenschaftliche Elemente wurden bekannt, da berichtet 
wird, daß ein Observatorium gebaut und der Kalender reguliert wurde. Dagegen 
scheint die darstellende Kunst dem chinesischen Geiste der damaligen Zeit noch nicht 
entsprochen zu haben. Die Bauernvölker hatten noch keine Geschichte erlebt, die der 
Darstellung würdig gewesen wäre; persönliche Gottheiten gab es nicht und Häuser 
waren noch nicht auszuschmücken, da zunächst keine Steinhäuser und wahr- 
scheinlich nur für den König recht bescheidene Fachwerkbauten errichtet wurden. 
Dagegen wurde die Musik eifrig gepflegt. Die Einführung neuer Musikinstrumente 
wird berichtet und besonders eine Flöte aus einer Reihe nebeneinander gestellter 
Röhren hervorgehoben, die in musikalischer Skala abgestimmt waren (Abb. 78 
rechts oben). Der e 
Handel brachte 
Edelsteine, Gold 
und Kupferstücke, 
die als Tausch- 
mittel Verwendung 
fanden. 
Wenn man diese 
Fülle der Neue- 
rungen übersieht 
und besonders von 
Kalenderstudien a 
und musikalischen 
Abb.4 Opferkessel mit 3 Füßen und 2 aufrechten Henkeln, Bronze, Zeiehnung aus 
Skalen, von Schloß- Wang Fu, Pokutulu, Katalog der Bronzesammlung des Kaisers Huitsung, gedruckt 
  
“ 1119—1126. « Buch III, S.11. — d Buch XIX, 5.24. — ce Buch XVII, S. 27. 
bauten und kunst (Aus Reinecke, Über einige Beziehungen der Altertümer Chinas) 
vollem Bronzeguß, Text s. 8.20 
von  Seidenzucht 
und Uniformen hört, so erlangt man die sichere Überzeugung, daß das damalige 
chinesische Bauernvolk nicht der Erfinder aller dieser Veränderungen gewesen sein 
kann, sondern daß mit dem Handel zugleich die fertige Kultur aus höher 
zivilisierten Gegenden eingeführt worden ist. Terrien de Lacouperie hat einen 
babylonischen Einfluß vermutet und glaubt, daß eine Einwanderung von dort 
stattgefunden hat,!) aber Hirth hat mit Recht diese Annahme bezweifelt, ob- 
gleich sein Argument, daß keine chinesische Quelle etwas darüber berichtet, nicht 
ausschlaggebend sein kann. 
Die eingewanderten Chinesen werden höchst wahrscheinlich von einem der 
Steppenvölker aus dem Innern Chinas, vielleicht aus der Gegend von Khotan, 
wie schon Richthofen 2) vermutet hat, abstammen, und ihre Bildung wird der 
der Steppenvölker entsprochen haben; die Einführung der höheren Kultur wird 
von ganz anderer Stelle und viel später erfolgt sein, unabhängig von der Ein- 
wanderung. Hierüber können die überlieferten Traditionen nichts sagen, denn 
zur Zeit der Niederschriften — selbst wenn wir als Quellen ältere Urtexte als die 
heute existierenden annehmen — waren diese Verbindungen längst gelöst. Die 
erstarkten Nomadenvölker Zentralasiens hatten damals die Vermittlung auf dem 
ungeheuren Zwischengebiet mit dem fernen Westen unterbunden, und in der mut- 
maßlichen westlichen Heimat waren die alten Kulturreiche zerstört und neue, anders- 
gestaltete Kunstformen entstanden. In diesen Fragen können Mythen und Schriften 
1) Lacowperie, Western origin of the early Chinese civilization. London 1894. 
2) Richthofen, China, Bd.I, 8.48, 
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
   
	        
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