Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

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Skythen — Hirsch — Spiegel 37 
stellungen ist das Geweih zu einem eigenartigen Ornament stilisiert (Abb. 15). Als 
eine chinesische Ausbildung dieses Nomadenmotivs des Hirsches oder Renntieres 
müssen wir eine alte Opfergefäßform erkennen (Abb. 16). 
die skythische Umgestaltung der Geweihenden, 
häufig auch des Schwanzes, in Schlangenkörper 
mit Raubvogelköpfen, und die Verzierung der 
Körperfläche mit anderen kleinen Tiergestalten 
(Abb. 15); eine ähnliche Stilisierung in völlig 
sinnloser Weise finden wir auch bei vielen 
chinesischen Bronzen. So sehen wir den Henkel 
zu einer Tiergestalt geformt (Abb. 16), und auf 
dem Gefäß die Stelle des Hauptgeweihs durch 
ein kleines plastisches Tier und durch Relief- 
ornamente auf dem Deckel angedeutet, wäh- 
rend die Vorderstangen abgestumpit ge- 
blieben sind. 
In der chinesischen Literatur werden 
im 7. Jahrhundert v.Chr. Metallspiegel als 
Schmuck des Gürtels und im 4. Jahrhundert 
für Toilettenzwecke erwähnt,!) die stets?) in 
runder Gestalt ohne irgend eine andere Ver- 
zierung als einen durchlochten Knopf in der 
Mitte zum Befestigen der Kordel waren. Ganz 
ähnliche Metallscheiben, poliert, ohne Orna- 
ment, aber mit dem Knopf in der Mitte, 
kommen häufig sowohl in Sibirien und im 
Kaukasus, als im südlichen Rußland vor. Der 
älteste Fund stammt aus einem skythischen 
Tumulus im Bezirk Kiew, der bis zum 
6. Jahrhundert v. Chr. zurückdatiert werden 
kann. Dagegen sind in den skythischen 
Fürstengräbern mit kostbaren griechischen 
Gold- und Silberschätzen runde Metallspiegel 
gefunden, bei denen an Stelle des Schnur- 
knopfes stets ein, wiederum in China unbe- 
kannter, Handgriff nach griechischem Muster 
angegossen ist. Hieraus können wir den Schluß 
ziehen, daß der volkstümliche runde Spiegel 
mit Schnurknopf schon bei der Einwanderung 
nach Rußland aus Asien mitgebracht wurde 
und der Fürstenspiegel mit Handgriff unter 
griechischem Einfluß entstand. In der Völker- 
wanderungszeit gehört der runde Spiegel zu den 
gewöhnlichen Beigaben der Gräber in Ungarn 
Eigenartig erscheint 
  
16 
Abb.14—16 14 Liegender Hirsch, Gold, gefun- 
denin Sibirien 1688. Zeichnung nach Nikolas 
Witsen, Aus Nord-en-Oost-Tartarye 1692. 
15 Liegender Hirsch stilisiert mit Tierbildern, 
Goldplatte getrieben, aus dem Tumulus zu 
Kul-Oba, Südrußland, skythische Arbeit, Stil 
5. Jahrh. v. Chr. 16 Chinesisches Opfer- 
gefäß mit Deckel in stilisierter Form eines 
liegenden Hirsches, Bronze, reich verziert 
mit Ornamenten und kleinem Tier, um 
1000 n. Chr. 
(Aus: 14, 15 Reinach, Kondakof, Tolstoi, Russie 
me6ridionale, 8. 308, 16 Kokka, Heft 163) 
und Niederösterreich. Dagegen ist eine gleiche Form in der übrigen Welt unbekannt. 
Auf mit Tierrelief verzierten Spiegeln Chinas angeblich aus dem 2. Jahrhundert 
v. Chr. ist der Knopf in der Mitte häufig durch ein vierfüßiges Tier ersetzt, unter 
dessen Bauch die Kordel durchgezogen wird (Abb. 37, 39). Auch in Sibirien finden 
1) Hirth, Chinese metallic mirrors with notes on some ancient specimens of the 
Mus6e Guimet, Paris. 
skythisch-sibirischen Völkerkreises. 
Boas anniversary, New York 1907. 
2) Reinecke, Ueber einige Beziehungen der Altertümer Chinas zu 
Ztschr. f. Ethnologie 1897, Heft 5. 
denen des 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
    
	        
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