40 Bronze-Eisenzeit
findet sich auch auf altpersischen Reliefs!) und entspricht dem modernen indischen
Dolch und dem Kris der Malaien. Wahrscheinlich wurde er auch in China ge-
braucht, aber dort wurden die Dolchformen der Bronzezeit in den letzten Jahr-
hunderten durch das lange Eisenschwert völlig verdrängt, und nur vereinzelte
Bronzedolche (Abb. 13), aber gar keine Scheiden sind in alten Büchern zufällig
abgebildet. Originalstücke fehlen und dürften nicht früher bekannt werden, als
bis systematische Ausgrabungen uns über die präbuddhistische Zeit genauer unter-
richten können.
Aus Abbildungen können wir nicht nur die Übereinstimmung der Bogen-
formen, sondern sogar ihre eigenartige Benutzung feststellen. Zwei Stellungen
sind bei dem Bogenschützen von charakteristischer Bedeutung, einmal das
Spannen der Sehne auf dem Bogen und das Anfassen der Sehne zum Zurück-
ziehen beim Schuß. Auf einer skythischen Vase ?) sehen wir einen Bogenspanner,
auf seinem rechten Fuße kniend, während der linke nach vorn ausgestreckt ist. Der
Bogen ist mit der Biegung nach oben unter die linke Kniekehle geschoben. Das
eine Ende liegt auf dem rechten Schenkel oben zum Gegendruck fest an, während
das andere, freistehende Ende von der linken Hand erfaßt und um die Kniekehle
als Drehpunkt nach oben gebogen wird, so daß die rechte Hand die an einer
Seite des Bogens aufgesteckte Sehne an der anderen Seite befestigen kann. Diese
merkwürdige Verwendung der Beine zur Spannung der Bogen ist noch heute
in China üblich.3) Andererseits finden wir auf dem berühmten Äginetengiebel,
der in München aufgestellt ist, und auf griechischen Vasenscherben Bogenschützen,
die genau wie die Skythen auf obiger Vase auf dem rechten Knie knien und den
linken Fuß vorstrecken. Buchner weist auf die Übereinstimmung des Grifies beim
Anziehen der Sehne zum Schuß zwischen dem äginetischen und dem mongolisch-japa-
nischen Bogenschützen hin. In Europa, soweit Bogenschießen als Sport geübt wird,
sowie in Kamerun — da andere Beobachtungen noch fehlen — wird die Sehne mit
zwei oder mehreren Fingern der Hand unter Freilassung des Daumens angezogen.
Dagegen in Asien wird gerade mit dem Daumen, dessen Kraft durch Überlegen von
einem oder zwei Fingern verstärkt wird, das Anziehen bewirkt. Der Einschnitt der
Sehne in den Daumen wird bei den Türken und Chinesen durch einen Daumenring,
bei den Japanern durch einen Handschuh geschützt. Ebenfalls bei den Bogenschützen
des Äginetenfrieses wird der Daumen benutzt.
Das Bogenschießen, die Tugend der mykenischen Helden Homers, war in der
Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. bei den Griechen kein vornehmes Handwerk mehr;
häufig wurden Skythen dafür angestellt. Auf einem Vasenscherben *) sehen wir einen
Bogenschützen, bei dem Stellung, Bogenform, Sehne mit runder Öse, breiter Köcher
genau wie bei den Skythen abgebildet ist. Auch die hohe Lederkappe in Form der
Revolutionsmütze mit dem tiefen Nackenschutz ähnelt der skythischen, und
besonders auffallend sind verzierte Streifen längs der Hosennaht, die bei den
Lederkleidern der Skythen üblich waren. Daher wird in dem Bilde ein skythischer
Bogenschütze angenommen. Sicher ist auch der kniende Schütze am Westgiebel von
!) Reinach, La representation du galop dans l’art ancien et moderne. Paris, Revue
archöologique, 1900/01.
?) Abbildungen bei Reinach, Kondakof und Tolstoi, Antiquites de la Russie
meridionale, Paris 1892, Fig. 261 und 262. _
3) Buchner, Das Bogenschießen der Ägineten, Ztschr. f. Ethnologie, 1908, S. 845
bis 856. Fig. 2—7 Handstellung bei den Ägineten, Fig. 8 Chinese beim Spannen,
Fig. 10, 11 Handstellung beim Anziehen der Sehne in Japan, Fig. 9 Bogenspanner auf
griechischer Vase. e .
*#) Abbildung bei Furtwängler, Äeina, 1906, S. 299; bei Buchner, Fig. 9.