50 Hanzeit — Mittelasiatischer Mischstil
die galoppierende Stellung mit nach vorn und hinten ausgestreckten Füßen. Die
gleiche Galoppart, den „fliegenden Ga
zu berühren scheint, fanden wir auch bei den teitern (Abb. 25). Diese Darstellung,
die eine ganz besondere Beachtung beansprucht, werden wir auf Metallspiegeln
ebenfalls kennen lernen und dort (8. 55) näher untersuchen.
lopp“‘, bei dem der Bauch der Tiere den Boden
Abb. 30 Himmelswagen auf Wolken, von drei galoppierenden Fabeltieren gezogen, Reiter auf gleichen Tieren
vor und hinter dem Wagen, Steinrelief vom Grabmal der Familie Wu, Shantung, 147 n. Chr.
(Aus: Chavannes, La seulpture en Chine) — Text s. S. 49
Die erstmalige Darstellung eines Baumes (Abb. 29) zeigt noch das völlig
stilisierte Vorbild von altassyrischen Mustern; eine realistische 3ehandlung ist noch
gar nicht versucht. Die rein ornamentale Anordnung der Blätter ähnlich assy-
rischen stilisierten Lotusblumen gehört vollkommen der frühen Epoche an. Auch
die zweirädrigen Wagen — die Bigas — erinnern an die ältere Zeit des Westens.
In China werden seit alters her Gewichte in Gestalt von Enten verwendet.
Diese Form weist ebenfalls auf babylonisch-assyrische Vorbilder hin, denn dort
wurden meist schlafende
Enten, den Kopf auf den
Rücken aufgelegt, aus
Halbedelstein, alsGewicht
verwendet. Diese merk-
würdige Stellung war
offenbar gewählt, um eine
bessere Griffigkeit zu er-
zielen. Die Wahl des
Tieres erinnert an sehr
viel ältere Sitten, an die
Verwendung lebender
Tiere als Einheitsgewichte.
Verzierungent)an Wagen-
balken in Gestalt von
Vögeln dürften nach die-
sen Gewichtsformen ge-
Abb. 31 Kopf mit dreizackiger Krone, an den Seiten phallusartige
Embleme, zwei vierfüßige Tiere, die sich in den Schwanz beißen, Stein- schaffen sein: wir kennen
relief auf dem Eingangspfeiler vom Grabmal der Familie Wu, Shantung, . 3
147 n. Chr. solche aus Troja aus dem
Aus: Chavannes, La sceulpture en Chine r > Nhr
: 2 18. Jahrhundert v. Chr.
und aus Zypern etwa aus
dem Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. Die zahlreichen Votivtiere in Vogelgestalt in
Bronze und Ton dürften einem anderen Ideenkreise entstammen. Wir haben also
hier eine weit gewanderte Form Westasiens, die auch nach dem Osten gedrungen ist.
1) Schliemann, Sammlung trojanischer Altertümer, beschrieben von Hubert Schmidt,
Berlin 1902, S. 282, Abb. 7644/49. — Furtwängler, Olympia, Bd. IV, Bronzen, Taf. X—XIV,
XXX, XXXII, XXXV — erwähnt in Münsterberg, Japanische Kunstgeschichte, Bd. IH,
1907, 8. 14. :