Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

    
   
   
   
    
    
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
Ranken — Brunnen 
    
41 43 
Abb, 41-43 Gefäße aus Ton in Form von Brunnengehäusen mit Rollen (41, 43) unter Dach auf Bügel; 
mit Schöpfeimer im Innern, nicht sichtbar (42); Totenbeigaben aus Gräbern der Hanzeit, 206 v. Chr. 
bis 221 n. Chr. 
(Aus Laufer, Chinese pottery of the Han Dynasty, Taf. XV) 
der Schöpfeimer steht, überragt von einem schlanken Überbau mit der Seilrolle, 
die von einem kleinen Dache gegen Unwetter geschützt ist. Keine Zeichnung 
könnte uns so deutlich die Bauart zeigen wie diese Tonausführung. Als Ver- 
zierung sind rechts und links „Drachen“köpfe angebracht, die an skythische Aus- 
führungen (s. 8.41) erinnern. Ein wichtiger Bestandteil des ostasiatischen Bau- 
stiles ist bis zum heutigen Tage das kleine Schutzdach geblieben mit seinen vier 
abgeflachten Seiten. Die Reliefierung zeigt die Verwendung von Ziegeln an Stelle 
des älteren glatten Schindeldaches (Abb. 25). Aus dieser Brunnenform ist dann 
die Vase mit Bügel entstanden (Abb. 42), die noch häufig die Erinnerung an das 
Vorbild bewahrt, indem entweder die überdachte Rolle (41, 43) zu erkennen ist, 
oder (42) im Innern — auf der Abbildung nicht sichtbar, aber bei Laufer (S. 79, Fig. 19) 
im Durchschnitt gezeichnet — der Schöpfeimer in plastischer Form abgeformt ist. 
Eine andere sehr beliebte Vasenform ist ebenfalls aus der Miniatur- 
darstellung praktischer Bauten entstanden. Die großen Überschwemmungen und 
Mißernten riefen Hungersnöte hervor, während in anderen Zeiten an Feldfrüchten 
Überfluß war. Deshalb haben kluge Fürsten allerorten Speicher errichtet, in denen das 
Korn der guten Jahre für magere aufgespeichert wurde. Damit die Toten nicht Hunger 
litten, wurden ihnen nicht wie bei anderen Völkern Schalen mit Körnern beigegeben, 
sondern ganze Getreidespeicher en miniature (Abb. 44—46). Auf dem Hofe (44) 
erhebt sich der runde Speicherturm mit vierseitigem überragendem Ziegeldach; 
der Zugang zur hochgelegenen Einschüttungstüre wird über eine Steintreppe 
erreicht, während am Fuße des Turmes ein Tier, vielleicht ein Schwein, sein 
Futter frißt. Diese runde Speicherform ist dann in Vasen (45, 46) nachgebildet, 
bei denen das überstehende Dach als abnehmbarer Deckel ausgebildet ist und aus 
denen später ohne Deckel (Abb. 58) das einfache zylindrische Gefäß entstand.) 
!) Eine moderne Anschauung ist bestrebt, die Kunstformen aus natürlichen 
Vorbildern, sogenannten „primitiven“ Geräten, die nicht im Original gefunden, aber nach
	        
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