Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

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66 Hanzeit — Mittelasiatischer Mischstil 
      
   
  
  
  
    
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
chinesischen Volkes: der bis auf einen Schurz nackte Körper, das breite, runde 
Gesicht, die hervortretende Nase, die großen, runden Augen, die gekräuselten 
Haare, der runde, kurze Vollbart, die Armbänder. Es ist daher sehr wohl möglich, 
daß die Erinnerung an die Darbringung von einem Opfergefäß durch die türki- 
schen Barbaren in dieser Bronze festgehalten ist. Ähnliche Barbarenabbildungen 
werden uns später wiederholt begegnen. Unter den zwölf Männerstatuen 
des Kaisers Shihuangti (s. 8. 68) werden sicher auch Türken dargestellt 
gewesen sein. 
Hirth!) hat darauf hingewiesen, daß die türkischen Länder Kupfer, Eisen 
und Blei hervorbrachten und schon im 4. Jahrhundert v. Chr. Eisen unter Ver- 
wendung von Steinkohlen geschmolzen wurde. Wir können daher annehmen, 
daß die Eisenindustrie sowie andere Metalltechniken, wie das oben angeführte 
Inkrustieren von Gold und Silber in Metall, 
ebenfalls von den Türkvölkern über- 
nommen ist. 
6) In der späteren Hanzeit, ebenfalls 
z unter dem Einfluß der Türkvölker, be- 
An oinnt die Darstellung der 12 Tierbilder des 
8 Zodiakus in China, denn — nach Hirth — 
werden sie 95 v. Chr. noch nicht erwähnt. 
28, Nach (Chavannes’?2) Übersetzung eines 
chinesischen Autors wird die Einführung 
j& de Monatstierkreises auf einen Hiungnu- 
fürsten zurückgeführt, der sich im Jahre 
48 n. Chr. im Norden von Shansi nieder- 
# ließ. In der Literatur und Kunst der Inder 
X ist der Zyklus unbekannt, dagegen kannten 
ihn die Völker von Mittelasien. Die Türk- 
Abb. 68 Ofen mit Phönix, Tiger und Schildkröte in völker und die Kirgisen haben (im 8. Jahr- 
Reef auf Füßen in Gestalt von „Barbaren mit hundert) die gleichen Tiere wie die Chinesen. 
Armbändern, Sehurz, rundem Gesicht und gekräu- ae ee N $ ; Be 
selten Haaren. Zeiehnung aus Kaokutu, Buch 10K.14, Daher schließt sich Chavannes der chine- 
  
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Hanzeit, 206 v. Chr. bis 221 .n. Chr. ischen Meı os; aß in nlra im 
(Aus: Laufer, Cliinese pottery of the Han Dynasty, sischen leinung an, dab die Türken = 
Abb. 42) 1. Jahrhundert n. Chr. den Tierkreis nach 
China gebracht haben und wahrscheinlich 
auch die Erfinder desselben waren. Ein Zusammenhang mit der römischen Kultur 
liegt nicht vor, da außer bei dem Stier keins der Symbole übereinstimmt, und | 
selbst bekannte Tiere wie die Fische sind wohl in Rom, aber nicht in China dem | 
Zodiakus eingereiht. 
Laufer) weist noch auf weitere Übereinstimmungen zwischen chinesischen 
und türkischen Sitten hin, bei denen ebenfalls die letzteren die Gebenden und 
die Chinesen die Empfangenden gewesen sein dürften. So kommt in der Hanzeit das 
Jagen mit Falken in China auf, das in der klassischen Literatur Chinas noch nicht 
erwähnt wird. Später wird es der Sport der Vornehmen, und aus Marco Polos 
Schilderung ') kennen wir den glänzenden Jagdzug des Mongolenkaisers im März 
mit 10000 Falknern und 500 Geierfalken, neben Wander-, Saker- und anderen 
Falken. Die älteste Darstellung einer Falkenjagd findet sich — nach Laufer — auf 
Steinreliefs der Hanzeit. Später ist es ein beliebter Vorwurf der Kunst. Laufer hat 
1) Hirth, Sinologische Beiträge zur Geschichte der Türkvölker. I. Die Ahnentafel 
Attilas nach Johannes von Thuröcz, St. Petersburg 1900, S. 244. 
2) Chavannes, Le cycle turc des douze animaux. T’oung-pao, Ser. II, vol. VII, 1906. 
3) Laufer, Chinese pottery of the Han Dynasty, 8. 231. 
4) Yule, The book of Ser Marco Polo. 2. Aufl. ‚London 1903, Bd. II, S. 402—408.
	        
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