Full text: Vorbuddhistische Zeit. Die hohe Kunst: Malerei und Bildhauerei (Band 1)

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Griechisch-römischer Stil 
Gleichzeitig mit der Darstellung der Menschen- und Tierbilder erlebte auch 
die Architektur eine völlige Umgestaltung, und die Herstellung von freistehenden 
Bildwerken begann. Aber dieser neue großzügige Geist kam nicht durch handel- 
treibende Zwischenvölker, sondern durch die direkte Berührung mit hellenistischer 
Kunst im Westen von Asien und dann mit dem in der Blüte der Macht stehenden 
Weltreiche: Rom. Der Cäsarengeist mit seinen Kolossalbauten und seinem Luxus 
erfocht zwar keine militärischen, dafür aber geistige Siege über das neu entstehende 
Cäsarenreich im Osten: China. 
Nach Niederzwingung aller Feudalstaaten war als Alleinherrscher Shihuangti 
(221—209), seit langer Zeit wieder eine starke Persönlichkeit, auf den Thron Chinas 
gelangt. Mit der Energie des Autokraten hob er alle regierenden Adelshäuser auf 
und teilte das Land, das sich jetzt weit über den Yangtsekiang nach Süden erstreckte, 
in 36 Departements, an deren Spitze er kaiserliche Gouverneure setzte. Eine seiner 
ersten Regierungshandlungen war, das Einfordern aller Bronzewaffen aus dem 
Besitze der besiegten Völker, um Aufständen vorzubeugen, 
Das Material ließ er einschmelzen und Glocken, sowie zwölf Männer- 
statuen gießen, die er in seinem Palaste aufstellte. Jede Statue wog 1000 chi- 
nesische Pfund und hatte auf der Brust eine auf die Regierung des Kaisers be- 
zügliche Inschrift. Unter einem späteren Hankaiser werden sie noch erwähnt, 
aber 192 n. Chr. ließ der Usurpator Tungcho zehn Figuren in „cash“ umschmelzen. 
Die übrig gebliebenen zwei Figuren versuchte der Kaiser Wei Mingti (227—239) 
nach Loyang zu überführen, aber ihres großen Gewichtes wegen war der Transport 
so schwierig, daß man sie unterwegs liegen lassen mußte; dann sind sie Ver- 
schollen. !) 
Hier hören wir zum ersten Male von einer hohen Kunst, von freistehenden 
Menschengestalten. Zwar berichtet eine chinesische Quelle, daß in einem Tempel 
in Loi eine menschliche Figur aus Bronze gestanden hätte, die schon von Konfuzius, 
also im 6. Jahrhundert v. Chr., besichtigt worden wäre. Aber die merkwürdige | 
Beschreibung, daß der Mund des Mannes mit drei Schlössern verschlossen und auf 
dem Rücken die Inschrift eingraviert war: „Dieses ist ein Mann vom Altertum, welcher 
acht gab auf das, was er redete“, läßt die Vermutung aufkommen, daß dieses eines 
jener tendenziösen Geschichtchen ist, mit denen Konfuzius oder mehr wahr- 
scheinlich ein späterer Kommentator durch seine Antwort: „Merkt euch das, 
meine Kinder‘ belehrend einwirken wollte. 
Die zwölf Riesenfiguren standen in dem berühmten Schlosse Ofangkung 
bei Hsianfu, von dessen Größe und Pracht die aberteuerlichsten Berichte ver- 
breitet worden sind. Im wesentlichen war es ein Holzbau, denn das Gebälk 
lie 
1) Forke, Von Peking nach Ch’ang-an und Lo-yang. Eine Reise in den Provinzen 
Shansi, Shensi und Honan. Seminar f. oriental. Sprachen, Berlin 1898, Jahrg. 1l., 1, 
Ostasiat. Studien.
	        
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