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76 Hanzeit — Griechisch-römischer Stil
also einem wenig kostbaren Material, besteht und durch die Zapfen auf der
Rückseite nur schwer Verwendung finden konnte. Die Löwenköpfe, die nach
allen bisherigen Erfahrungen als Unika angesehen werden können, sind während
des Boxeraufstandes in "Peking von Japanern geplündert und in Japan von
Fischer erworben. Nach den Angaben der Japaner stammen sie vom Sommer-
palast in Peking, was aber nicht bewiesen und auch wenig wahrscheinlich ist,
da ihre Verwendung schwer zu erklären ist. Eher glaube ich, daß sie von einem
Grabmale stammen, das vielleicht aus der Hanzeit datiert oder im Hanstile
errichtet worden ist.
Zahlreiche Paläste sind dem Namen nach bekannt, aber nicht alle sind aus
Stein und so kostbar errichtet wie die Kaiserpaläste des neuen Stiles, denn daneben
lesen wir von offenen Hallen (109 v. Chr.) ohne Seitenwände mit Strohdächern. Auch
wurden häufig aus. dem Material alter Gebäude neue errichtet, z. B. baute Wang-
mang (9n. Chr.) aus dem Holz und den Ziegeln von zehn niedergerissenen Da
neun neue Ahnentempel, deren Dachstützbalken mit Kupfer, deren Inneres mit
Gold, Silber und Schnitzereien geschmückt war. Im wesentlichen handelt es sich
um Anlagen in dem alten Stile der Holzsäulenkonstruktion mit Dachziegeln, bei
denen das Neue — genau wie wir es aus Italien wenige Jahrhunderte früher gehört
hatten (8.52) — in dem Belag mit dünnem Gold- und Silberblech und der Schnitzerei
bestand. Neben der Bekleidung der Säulen mit roter Seide und einem Behang mit
den grünlichen Federn des Königsfischers wird auch die Bemalung, V ergoldung und
Inkrustierung der Pfeiler, sowie das Rotfärben der Balken erwähnt.
Wenn wir das Neuei in der Architektur mit der gleichzeitigen westlichen
Kunst vergleichen, so finden wir eine Reihe von Übereinstimmungen. Von
griechischem Hausbau wissen wir fast nichts, um so mehr von dem römischen, der
) eine Nachbildung des griechischen gewesen sein dürfte. Wir kennen die umfang-
reichen und prächtigen Paläste und Villen aus Rom, aus Pompeji, aus den
Kolonialsiedelungen in Afrika und können gleichartige in Asien vermuten. Im
antiken Rom ist das Stadthaus der alten Zeit ein ges schlossener, symmetrisch an-
gelester Palastbau, von einer Mauer ohne Öffnungen nach außen abgeschlossen,
wie eine behaglich ausgebaute Festung. Dann.aber kam die Liebe zur Natur,
die Sehnsucht nach Luft und Licht, und — ähnlich wie jetzt bei uns — wurde
das Landhaus bevorzust.
Die Villa des Kaisers Hadrian !) hatte Säulengänge, Gartenterrassen und Pa-
villons, die zum Teil mit dem Stadtpalast in baulicher Verbindung standen. Da-
neben ein größerer Palast mit ausgedehnten Terrassenanlagen, deren einzelne Bauten,
um Innenhöfe gelagert, unter sich in Verbindung standen und teils der Repräsentation,
teils als kaiserliche Wohnung dienten. Es folgen eine Reihe weiterer Bauten ohne
Innehaltung einheitlicher Frontgliederung und einheitlicher Richtung. Hieran reihen
sich wieder ein über den Hügelrand vorspringender mehrstöckiger Pavillon, dann
auf einer höheren Terrasse ein einstöckiges und ein turmähnliches Gebäude. Da-
zwischen Wasserbehälter mit Steinplatten bekleidet und gitterartigen Balustraden
auf dem Bassinrand.
Ganz ähnlich schildert Plinius die Villa des Cicero: Viel Grün, viel Wasser,
große Parkanlagen und Gärten mit Statuen und Hermen, terrassenförmiger Aufbau
mit mehreren Gebäuden. Und ebenso sind die römischen Villen in Deutschland und
Afrika, soweit sie aus Mosaiken zu erkennen sind. Nach dem gleichen Stile werden
die römischen Villen in den asiatischen Provinzen erbaut worden sein, nur modi-
“ 1) Winnefeld, Die Villa des Hadrian bei Tivoli. Archäoloe. Inst. Berlin 1895. —
Winnefeld, Römische Villen der Kaiserzeit, Preuß. Jahrbuch 1898, S, 467. — Rostowzew,
Pompejanische Landschaften und römische Villen. Archäologe. Inst., Bd. XIX, 1901.