Gefäße
Archaistischer (Vorhan-) Stil
Blütezeit: Choudynastie 1122—249 v. Chr.
Ornamentik
Die alten Symbole der Königsgewalt waren neun Opferkessel (vgl. Bd. I, 8.17, 18),
die gegen das. Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. gegossen sein sollen. Die Originale
wurden 256 v. Chr. im Kriege geraubt und eingeschmolzen. Die literarischen Quellen
erzählen uns von den Erlebnissen und der Bedeutung dieser heiligen Stücke, aber
keine Beschreibung der Form und Ornamentierung ist überliefert. Die wenigen
Worte, die eine Verzierung erwähnen, sind unverständlich und lassen mehrfache
Deutungen zu, die aber alle falsch sein können. So sollen nach der Erklärung
einzelner chinesischer Kommentatoren die Pläne der neun Provinzen, aus denen
damals China bestand, eingraviert gewesen sein, nach anderen die Tribute der
einzelnen Landesteile. Daß Inschriften angebracht waren, ist nicht unmöglich (vgl.
Bd.I, 8.16, Abb. 1), aber das Verzeichnis der Tribute im einzelnen klingt nicht
wahrscheinlich. Jedenfalls werden in den Annalen die neun Opfergefäße als
Symbole der neun Landesteile und damit der kaiserlichen Macht wiederholt er-
wähnt. Hieraus entstand die fast heilige Wertschätzung, die antiken Kultgefäßen
bis zum Mittelalter in China entgegengebracht wurde.
Wie sahen diese ältesten Bronzegefäße aus? Die Geschichte Chinas lehrt
uns, daß Formen, die einmal eingeführt und geschätzt sind, sich unverändert
lange erhalten; um so mehr gilt das für Kultgefäße, bei denen Form und
Verzierung schließlich mit der ethischen Bedeutung zu einem gemeinsamen
Symbol zusammenschmelzen. Wir können daher den Schluß ziehen, daß die
späteren chinesischen Gelehrten durchaus recht haben, wenn sie die besonders
geschätzten Formen des runden Kessels auf drei Füßen als das älteste Kultgerät
ansehen.
Wir finden derartige Ausführungen abgebildet auf Steinreliefs (Bd. I, Abb. 2u.3),
aus den ersten Jahrhunderten n. Chr., und im Pokutulu, dem Katalog der Kaiser-
sammlung aus dem 12. Jahrhundert (Bd. I, Abb.4). Die dem 1. Jahrtausend v. Chr.
zugeschriebenen Originale dürften den Stil der alten Kaisergefäße im wesent-
lichen anstreben. Die späteren Zeichnungen zeigen eine zahlreiche Variation
in der Dekorierung, aber trotz der unübersehbaren Vielseitigkeit in der Aus-
führung sind gewisse Grundtypen zu erkennen, die sich stets wiederholen
(Bd. 1, 8. 20—23).
Das Mäander in eckiger Form ist bald als Hauptmuster (Abb. 152), bald
als Untergrund für das ausgesparte Muster (Abb. 153, a, c, d, s) in verschiedenster
Ausgestaltung angewendet und in zahlreichen Kombinationen (g) weiter entwickelt
(Abb. 151,e). Nachdem einmal die Auflösung der geometrischen Konstruktionsform
begonnen und andererseits durch die Tradition die Beibehaltung des Grundschemas
verlangt war, hatte die Zahl der Neugestaltungen keine Grenze. Und wirklich
finden wir in diesem engen Rahmen der überlieferten Mode bis zum heutigen Tage