Tierplastik — Flächenornament 113
Unter den plastischen Figuren sind der Ochse, das als Glückssymbol besonders
geschätzte Schaf und der Hammel!) (vgl. Bd.I, 8.64) bevorzugt; auch kommen
Widder, Hirschköpfe, Affen, Fuchs oder Tiger und andere nicht bestimmbare
Vierfüßler vor. Der bei antiken Töpfereien (Bd. I, Abb. 45—48) häufig vor-
kommende Bärenfuß ist in Bronze bisher unbekannt geblieben. Der Frosch
und der Elefant, die wir auf späteren Bronzen (Abb. 183) kennen lernen, fehlen
in der frühen Zeit, in
der die Chinesen noch
keine Verbindung mit
dem Süden hatten.
Eigenartige Schlangen
und Vierfüßler mit
Köpfen verschieden-
ster Art werden als
Drachen gedeutet,
aber es sind wohl nur
Fortentwicklungen der
Bandornamentik mit
Tierköpfen (Abb.154b)
oder ähnliche Ver-
stümmelungen, die wir
weiter unten bei der
Flächenornamentik
betrachten werden.
Sehr häufig kommen
Vogelköpfe (Abb. 154,
a,c) in verschiedenster
Ausführung vor. Im
allgemeinen werden
Tiertypen dargestellt,
denen die Speziali-
sierung fehlt.
Die gleichen Tiere,
aber in mehr verstüm-
melter, oft kaum
noch erkennbarer
Form, sind in die
stilisierten Flächen-
ornamente Vel- Apbb.153 Opfergefäße (Ting) mit rundem Kessel, geraden Henkeln auf Rand
n 1 © und drei Füßen. Choustil, 1122—249 v. Chr. Zeiehnungen nach älteren chine-
arbeitet. Eine natu sischen Werken. Ornamentik: Mäandergrund (a, ©, d, e, i), gehörnte Vierfüßler-
IS
ralıstische Auffassung köpfe (b, c), Vögel (i), Linearmuster auf allen
5 fehl (Aus: Seishin Kokkan)
der Tierarten fehlt Text s 8.11 Hs DL Bo ın
hierbei völlig, und
selbst verhältnismäßig
gut gezeichnete Vögel (Abb. 153,) sind nicht genauer bestimmbar. Die Darstellung
der Tiere geschieht ganz im ornamentalen Sinne. Die Körper werden verstümmelt
(d, e), bald in einzelne Glieder aufgelöst, bald durch Verkleinerungen oder Ver-
erößerungen willkürlich der dekorierten Fläche angepaßt.
1) Chavannes, De l’expression des voaux dans l’art populaire chinois, Journal Asiatic,
Ser. IX, Bd. 18, $. 198—233. Glückshammel gehört in die Kategorie der auf Lautähnlich-
keit begründeten Glückssymbole.
Münsterberg, Chinesische Kunstgeschichte II 8