114 Bronze — Gefäße
Während der ganze Tierkörper meistens im Profil gesehen wird, findet sich
der Kopf mit Vorliebe von vorn gezeichnet. Das Kinn fällt häufig ganz fort und Nase,
Augen und Hörner werden seometrisch konstruiert (Abb. 153, c) oder in einzelne
Ornamentteile aufgelöst (b), bis schließlich nur ein Augenpaar oder eine Nasenlinie
(Abb. 152) übrig bleibt. Es ist aber zu beachten, daß eine eigentliche Augen-
ornamentik, wie in den westlichen Ländern, nicht aufkommt; so findet sich nie-
mals ein einzelnes Auge, sondern stets ein Augenpaar. Hieraus entwickelte sich
ein besonders häufig vorkommendes Motiv der Dämonenfratze, die bald über ganze
Flächen, bald als Abschluß der Füße vorkommt. Seit dem 3. Jahrhundert v. Chr.
wird diese Fratze ‚‚Taotie“ oder „Vielfraß“ genannt.') Auf dem Innenboden
oroßer Schüsseln finden sich reliefierte Fischpaare und Vögel im Stile der Dach-
ziegel (Abb. 377), die auf Kultgefäßen nicht vorkommen.
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Abb. 154 Opfergefäße (Ting) mit rundem Kessel auf drei Füßen, zwei Henkeln an den Seiten. Deckel mit
drei und vier Befestigungen zum Aufhängen, Bronze, a Vogelkopfhenkel, vier Vogelkopfösen auf Deckel,
» Bandornamentik mit Schlangenkopf und Mäanderfüllung, gerader Henkel, Deckel mit runden Ösen,
c Deckel mit drei liegenden Ochsen als Ösen, Dämonen mit Vogel am Fuß, Vogelkopfhenkel
Choustil, 1122 bis 249 v. Chr.
(Aus: Seishin Kokkan)
Text s. S. 111, 112, 113 u. 118
Die Linear- und Tierornamentik führt zu einer Verbindung, einem Band-
seschlinge, das in Tierköpfen (Abb. 154, b) endet. Wie den alten Chinesen das Mäander-
band der klassischen Griechenzeit unbekannt war, und von ihnen nur einzelne Mäander-
muster lose nebeneinander gefügt wurden, so auch wird kein fortlaufendes Band-
‘ornament konstruiert, sondern einzelne Bandschnörkel (Abb. 155, 195) ineinander
verflochten oder verschlungen. ?)
Die Verzierungen werden in früher Zeit seltener über die ganze Fläche aus-
gedehnt und meistens auf Bandstreifen in wagerechter Lage angebracht. Häufig werden
auch spitzbogige Zacken in schmaler oder breiterer Form angewendet (Abb. 153, d, e).
Die Füllung dieser blattföormigen Flächen. bedingte ein besonderes Arrangement der
bekannten Motive zu abgepaßten, geschlossenen Flächenkompositionen, die zu sehr
glücklichen Lösungen künstlerischer Art führten.
Meistens ist die Ornamentik in flachem Relief gegossen, aber es kommen
auch Gravierungen und erhaben gegossene Konturlinien vor.
1) Hörsehelmann, Tafel XX. — Muth, Stilprinzipien der primitiven Tierornamentik
bei Chinesen und Germanen, Leipzig, 1911, 68 Tafeln.
2) Näheres s. b. Hörschelmann, S. 23, der diesen Stil der späteren Chouzeit zuschreibt.
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